Es ist ein Sonntagnachmittag im Dezember, der himmlischer und entspannter kaum sein könnte. Der dritte Advent schenkt mir in Dalmatien Momente des tiefen Durchatmens – ruhig, sonnendurchflutet und voller Schönheit. Etwa alle zwei Stunden schippert im Winter eine Fähre von Split nach Supetar auf Brač. In diesem Artikel nehme ich dich mit auf die Insel und zeige dir die Schätze des Urlaubsorts außerhalb der Tourismus-Saison.
Von Split in 50 Minuten auf die Insel
Für die Schifffahrt von Split nach Supetar entscheide ich mich spontan, nachdem Stadtführer Ivo sie mir beim Kaffeetrinken empfohlen hat. Da der Online-Verkauf der Fahrkarten bei Jadrolinija an diesem Sonntagmorgen nicht funktioniert, kaufe ich mein Ticket am Schalter im Hafengebäude und bezahle für die Hin- und Rückfahrkarte 8,80 Euro (Stand: 2025). Zu meinem Glück ist dies auch noch 15 Minuten vor der Abfahrt der Fähre Marjan möglich.
50 Minuten dauert die Überfahrt, die ich größtenteils auf dem Sonnendeck genieße – eingehüllt in meine schwarze Kunstpelzjacke. Trotz einer milden Außentemperatur von 16 Grad Celsius bläst der Fahrtwind kühl durch die Sitzreihen. Wenn man sich im Windschatten aufhält, ist die Schiffsreise nach Brač jedoch Entspannung pur.
Kein Wölkchen zieht am tiefblauen Himmel auf, die Adria wiegt sich kaum und schimmert in einem fast unwirklichen Türkis. Möwen gleiten neben der Fähre durch die Luft, als lauerten sie auf Futter von den Passagieren. Der Blick fällt auf die mächtigen Bergriesen an der Küstenlinie des Festlands, und ich versinke in einem magischen Zusammenspiel aus Meer, Sonnenlicht und Felsen am Horizont.

Weihnachtlich dekoriertes Supetar
Supetar empfängt mich malerisch, still und weihnachtlich dekoriert. Einige Restaurants und Cafés in der Nähe des Fährhafens sind geöffnet. Vor den Lokalen an der Seepromenade im Zentrum sitzen Menschen bei einer Tasse Kaffee, die Gesichter der wärmenden Sonne zugewandt. Zwischen den Booten im Hafenbecken und den dalmatinischen Steinhäusern herrscht weder Trubel noch Gedränge – nur leises Betrachten der Szenerie.
Hinter einem Durchgang verbirgt sich ein Mini-Weihnachtsmarkt, doch die Glühwein- und Fritules-Buden wirken verwaist. Ich schlendere zum Kirchplatz und dann zurück zur Meerespromenade. Je weiter ich mich vom Ortskern entferne, desto weniger Menschen begegnen mir. Die Touristenlokale und Strandliegen sind verlassen. Nur eine Imbissbude serviert Hamburger und Pommes zum Mittagessen. Dort gönne ich mir überteuertes Fastfood und verspeise es am Strand. Noch nie haben mir fettige Pommes und Zwiebelringe so gut geschmeckt wie vor dem großen Kino der türkis leuchtenden Adria.

Ein Spaziergang zum Friedhof von Supetar
Nach dem Essen führt mein Weg weiter zum Friedhof von Supetar, der direkt am Meer liegt. Das monumentale Mausoleum aus Bračer Marmor, das die Familie Petrinović 1927 erbauen ließ, zieht mich in seinen Bann. Surrealistisch anmutend erhebt es sich über die Gräber und thront über dem Blau aus Himmel und Meer.
Langsam und andächtig spaziere ich durch die Reihen der liebevoll gestalteten Ruhestätten, die mir Geschichten von Generationen zuzuflüstern scheinen. Ich lese Namen, Lebensdaten und werde immer etwas nachdenklich, wenn ich vor dem Grab eines jung Verstorbenen stehe. Während der Seewind sacht durch die Zypressen streicht, entfaltet sich friedliche Melancholie. Diejenigen, die mit dem Meer gelebt haben, bleiben ihm dank ihrer letzten Ruhestätten für immer nahe.

Kroatien im Winter – eine stille Liebe
Mein winterlicher Ausflug von Split nach Supetar beweist zum wiederholten Male, wie wunderschön Kroatien außerhalb der Urlaubssaison ist. Frei von Sommerlärm und Zeitdruck bietet mir Brač einen Raum zum Fotografieren, Nachdenken und Entspannen. Manchmal braucht es nicht viel für ein kleines Winterglück – nur eine Fähre, Sonnenschein und die Adria. (as)


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