Der Genitiv ist wohl der komplizierteste von insgesamt sieben Fällen der kroatischen Sprache. Ihn zu lernen fiel mir am Anfang gar nicht so leicht. Mein Gehirn musste erst mal Autobahnen bauen – oder Synapsen bilden, wie man es wissenschaftlich ausdrücken würde. Vor allem eine Sache hat mich damals, Anfang August 2015, total verwirrt. Warum endet der Akkusativ im Kroatischen bei Männernamen plötzlich auf -a?! Dabei handelt es sich doch um die Genitiv-Endung im Singular!
Wenn der Akkusativ im Kroatischen ein Genitiv ist
In meinem Lehrbuch Kroatisch: systematisch lernen, erfolgreich anwenden aus dem Cornelsen-Verlag lese ich in einer der ersten Lektionen folgenden Satz:
Vidim Rudolfa blizu spomenika.
Zu Deutsch: Ich sehe Rudolf in der Nähe des Denkmals.
Rudolfa? Hat sich der Autor vielleicht vertippt? Oder wollte er den starken Rudolf entmannen? Nein, alles korrekt! Ganz behutsam bringe ich meinen kleinen grauen Zellen bei, dass der Akkusativ männlicher Namen und Substantive in der Einzahl die gleiche Endung verwendet wie der Genitiv im Singular: -a. Das gilt für Menschen und Tiere gleichermaßen!
Akkusativ-Endung weiblicher Namen im Singular
Wer sich erst seit Kurzem mit der kroatischen Sprache beschäftigt und den Akkusativ im Kroatischen noch nicht kennt, könnte sich leicht ins Fettnäpfchen setzen. Vor allem dann, wenn für kroatische Vornamen männliche und weibliche Versionen existieren. Man stelle sich einen heterosexuellen Mann vor, der sich in eine liebreizende Kroatin namens Gorana verknallt hat. Hoch oben auf Wolke sieben verkündet er:
Volim Gorana!
Stünde der betreffende Herr auf Männer, mag diese Aussage durchaus ihre Berechtigung haben: Ich liebe Goran.
Eigentlich will er aber sagen:
Volim Goranu!
Dass er Gorana liebt und nicht ihr männliches Äquivalent! Der Singular weiblicher Namen und Substantive endet im Akkusativ auf -u. Sobald man diese grammatikalische Regel kapiert hat, brennt sie sich fest im Gehirn ein und bleibt darin haften wie ein Tattoo! Infos zum noch komplexeren Genitiv und dessen Einsatz findet Ihr übrigens bei der Kroatisch-Sprachschule Školica. (as)
Titelbild: deepkhicher / Pixabay
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