Die Stadt Nin ist ein geschichtsträchtiger Ort, der sich bei der Rückkehr von der Insel Vir nach Zadar gar nicht verfehlen lässt. Das Städtchen, das heute vom Tourismus lebt, sollte jeder eingefleischte Kroatien-Fan mindestens einmal besuchen, denn Nin war einst Hauptstadt des ersten kroatischen Reiches.
Als ihr Wahrzeichen gilt Sv. Križ, die kleinste Kathedrale der Welt aus dem 9. Jahrhundert. Laut einer Legende soll in ihr der erste kroatische König Tomislav gekrönt worden sein, doch handfeste Beweise gibt es dafür nicht. Fakt ist, dass das weiße Mini-Gotteshaus (siehe Titelbild) von innen sehr schlicht und schmucklos wirkt.
Zerstörungen nach der Sturmflut im September
Wenn man Nin mit dem Auto ansteuert, fährt man an Salinen vorbei. Die Salzfelder sind bei der Sturmflut vom 11. September 2017 allerdings extrem in Mitleidenschaft gerissen worden. Die Salzfabrik Solana mit dem Salzmuseum, das ich eigentlich besuchen wollte, ist sogar so stark beschädigt, dass sie schließen musste.
Weitere schwere Zerstörungen durch 9/11-Wetterkapriolen sieht man an der alten Steinbrücke, die vom Festland auf die Altstadt-Insel führt. Ein Teil ist unter der Heftigkeit der Wassermassen eingestürzt und erst einmal provisorisch befestigt worden. Als ich sie überquere, lassen nur noch die Schäden das Ausmaß der Flut erahnen: Der 1. Oktober 2017 ist ein warmer, sonniger Tag mit tiefblauem Himmel.
Statue von König Branimir: nationales Symbol
An beiden Enden der Brücke, die auf das steinerne Eingangstor von Nin zuläuft, gibt es Parkplätze. Am Festlandufer sticht die imposante Statue von König Branimir ins Auge. Sie wurde dort vor einigen Jahren als nationales Symbol errichtet: Wie Matthias Koeffler in seinem Dalmatien-Reiseführer errichtet, soll Branimir im 9. Jahrhundert die katholische Kirche auf dem Balkan gegen Knez Zdeslav verteidigt haben.
Zdeslav hatte sich orthodoxen byzanthinischen Machthabern zugewandt und wurde dann von seinem Widersacher getötet. Papst Johannes VIII. erwies Branimir daraufhin Anerkennung und die katholische Vorherrschaft konnte im Land etabliert werden.
Die idyllische Altstadt von Nin
Von der Brücke geht man direkt auf das Stadttor zu. Auf ihm weht die kroatische Flagge – nicht erst seit Kroatiens Unabhängigkeit, auch schon zu Zeiten des Sozialismus, als die Šahovnica eigentlich unter Linientreuen verpönt war.
In der ausklingenden Saison wirkt Nin sehr ruhig und fast schon verschlafen. In den idyllischen Steinhäusern der mittelalterlichen Altstadt findet man einige Cafés, Pizzerien und Andenkenläden. Der touristische Run konzentriert sich aber auf die Kirche Sv. Anselmo mit dem romanischen Glockenturm, den man schon von Weitem bemerkt, und die angebliche Krönungskathedrale.
Sv. Križ steht im Blickfeld der Statue von Bischof Grgur. Eigentlich war das 1932 von Ivan Mestrović erschaffene Kunstwerk für Zagreb bestimmt, wurde aber im Jahr 1969 in Nin aufgestellt. Ebenfalls als nationales Symbol, das sogar Glück bringen soll, wenn man es am Fuß berührt: Grgur habe für Kroatisch als Kirchensprache und Glagolica als Schrift in der Kirche gekämpft, heißt es.
Überreste des römischen Diana-Tempels
Ich schlendere weiter zu den Überresten des römischen Diana-Tempels. Es handelt sich um eine 1912 entdeckte Opferstätte, die der Göttin der Jagd gewidmet war. Mit ihrer Grundfläche von 45 mal 21,5 Metern soll es der bisher größte in Kroatien ausgegrabene römische Tempel sein. Als ich die erstaunlich gut erhaltenen Steinmetzarbeiten anfasse, bekomme ich ein bisschen Ehrfurcht. Dass sie schon Jahrtausende auf dem Buckel haben, liegt jenseits meiner Vorstellungskraft.
Ich könnte nun in Nin noch das Stadtmuseum oder die Schatzkammer in der Kirche Sv. Anselmo besuchen, will aber an meinem letzten Tag an der Adriaküste 2017 noch einmal ausgiebig im Meer baden.
Flaches Wasser am Sandstrand von Nin
Der Sandstrand Kraljicina ist ein paar Kilometer außerhalb und mit dem Auto schnell zu erreichen. Während man ins flache Wasser watet, hat man die mächtigen Gipfel des Velebits immer im Blick. Wirklich zum Schwimmen eignet sich der Strand nicht, dafür sind einfach keine Tiefen vorhanden.
Stattdessen kann man lange barfuß durch den Sand und durchs Meer spazieren und Unmengen an Krebsen beobachten. Wer mag, hat die Möglichkeit, sich mit Heilschlamm einzureiben. Beim nächsten Mal probiere ich das bestimmt gerne aus. Weil aber meine Mitreisenden Sabine und Thorsten meinen, dass der Schlamm übel stinkt und ich am gleichen Tag noch per Fernbus weiter nach Zagreb weiterreise, will ich mir und anderen den Duft nicht zumuten. Kein Drama, so habe ich wenigstens einen Grund, nach Nin zurückzukehren! (as)
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