Fifty Shades of Blue: Segeltörn ab Zadar

Segeltörn ab Zadar

Die Sehnsucht wird einfach immer stärker! Kaum bin ich Ende Juni aus Kroatien zurück, will ich das Supergefühl am liebsten sofort wiederhaben. Seit ich 2011 bei einer Katamaran-Tour in Süddalmatien dabei war, träume ich von einer Segelpartie. Anfang Juli zettele ich dann prompt einen Segeltörn ab Zadar an und schreibe die Reise als Segeln für Singles aus.

Normalerweise ist der viertägige Kurztrip auf dem Segelboot Bavaria 37 als maritime Auszeit für Gruppen, die sich untereinander kennen, konzipiert. Diesen Sommer melden sich bei mir Paare, Familien und Freundesgruppen und buchen mehrfach Segeln im Archipel von Zadar. Für alleinreisende Segler sind 1.320 Euro plus zirka 130 Euro Hafengebühren pro Boot aber eine ganze Menge Holz!

Segeln für Individualreisende

Ich gebe mir bis zum 31. Juli Zeit, Mitsegler für meinen Segeltörn ab Zadar zusammen zu trommeln. Ganz egal, ob Singles oder Paare, eine schwimmende Dating-Party wäre wahrscheinlich eh mega-anstrengend … Innerhalb von 24 Stunden habe ich die erste Anmeldung – von Sabine und Thorsten, einem Pärchen aus NRW.

Segeltörn ab Zadar
Foto: Kroatien-Liebe

In den kommenden Wochen erreichen mich Anfragen über Anfragen, viele verlaufen im Sande, einige sind sogar ziemlich unanständig. Kurz vor Anmeldeschluss bekomme ich einen Anruf von Patrick, ein 40-jähriger Single-Mann aus Rheinland-Pfalz. Er schnappt sich die dritte Kabine und sorgt dafür, dass die Reise stattfindet.

Je näher der Segeltörn ab Zadar rückt, desto mehr habe ich Muffensausen. Ich kenne meine drei Mitreisenden nicht und wenn irgendwas schief laufen sollte, könnte das rufschädigend für mich enden. Solche negativen Gedanken sind typisch für meine Berlin-Depressionen, aber sobald Bura durch meinen Kopf fegt, ist meine Gedankenwelt wieder sauber und gut!

Kroatien Urlaub Dalmatien
Foto: Kroatien-Liebe

Kennenlern-Essen im Restaurant Zadar Jadera

Damit wir uns vor dem ersten Lichten des Ankers alle beschnuppern können, organisiere ich am Abend vor der Abfahrt ein gemeinsames Essen im Restaurant Zadar Jadera. Dort fällt mir ein Stein vom Herzen: Sabine, Thorsten und Patrick sind sehr sympathisch, wenn auch vollkommen unterschiedliche Persönlichkeiten. Unter anderen Lebensumständen hätten sich unsere Wege bestimmt nicht gekreuzt.

Sabine und Thorsten, beide Anfang 50, schätzen Gemütlichkeit und gehen gerne früh schlafen. Patrick dagegen will Action und fotografiert so leidenschaftlich gerne, dass seine Kamera quasi nie zum Stillstand kommt. Das Bindeglied zwischen den beiden Extremen bin ich.

Segeln Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Segeltörn ab Zadar auf einer Bavaria 37

Wir alle haben schon mal Lebensmittel und Getränke für den Einstand auf der Bavaria eingekauft. Alles passt in den Kofferraum des Minivans, mit dem wir am 27. September kurz vor neun Uhr morgens vom Parkplatz des Reiseveranstalters zur Marina im Zentrum von Zadar chauffiert werden. Der Transfer wäre übrigens auch von jedem anderen Ort in Zadar und Umgebung möglich.

Am Bootssteg wartet Skipper Petar, den ich bereits kenne. Als ich den Segelbootausflug zum Naturpark Telašćica im Sommer getestet habe, saß er ebenfalls am Steuer. Sogar das Boot scheint dasselbe zu sein! Im Heck gibt es zwei Kabinen, die eine bezieht Patrick, die andere ich. Sabine und Thorsten teilen sich das etwas größere Schlafgemach im Bug.

Segeln Kroatien Adria
Foto: Kroatien-Liebe

Zusammen auf sehr engem Raum

Die Bezeichnung „groß“ ist allerdings ziemlich übertrieben: Sabine hat so viel Verpflegung mitgebracht, dass wir vor der Abfahrt Mühe haben, alle Fressalien in der Kombüse zu verstauen. Einen Teil der Lebensmittel bunkere ich im Schrank meiner Kajüte, deren Doppelbett auch nicht gerade King-Size ist. Mit einer fremden Person möchte ich dort definitiv nicht übernachten!

Petar schläft auf der Bank in der Kombüse, wo ich am ersten Tag für die ganze Besatzung Spaghetti mit Tomatensoße koche. Der Skipper isst mit uns, wir sind gemeinschaftlich dazu verpflichtet, ihn während des Segeltörns zu versorgen, auch in den Konobas in den Häfen.

Foto: Kroatien-Liebe

Den Gasherd auf dem Boot finde ich gewöhnungsbedürftig, was sicher daran liegt, dass ich seit Jahren nicht mit Gas gekocht habe. Zum Glück gibt es Petar, der kompetent beim Anzünden hilft. Er erklärt uns auch mit Engelsgeduld, wie die Bootstoilette und die Dusche in selbiger funktionieren.

Ich tue mich schwer, mich mit dieser Nasszelle anzufreunden und bin froh, wenn ich die sanitären Anlagen in den Häfen benutzen kann. Nur einmal probiere ich die Dusche auf dem Boot aus – eine Erfahrung, die man zumindest einmal bei diesem Segeltörn ab Zadar machen sollte …

Segeltörn ab Zadar
Foto: Kroatien-Liebe

Harmonie trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten

Obwohl ich anfangs nicht weiß, wie ich die Enge und die Nähe zu den Mitseglern mehrere Tage aushalten soll, gewöhne ich mich schnell daran. Irgendwann fühle ich mich innerhalb der Begrenzungen des Bootes sogar geborgen und empfinde die Nächte in der Kajüte als gemütlich. Abgesehen von der einen oder anderen kleinen Meinungsverschiedenheit bleiben uns Streitereien erspart. In all unserer Unterschiedlichkeit harmonieren wir miteinander.

Aktivurlaub Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Petar mimt die ganze Zeit den Boss und ist dabei stets um die Sicherheit seiner Gäste bemüht. Als ich am letzten Tag nach dem Baden mit nassen Füßen auf der Treppe ausrutsche, mitten in die Kombüse stürze und mir am linken Fuß zwei Zehen aufschlitze, ist er sofort mit Pflastern zur Stelle.

Segeln in Kroatien mit Skipper
Foto: Kroatien-Liebe

Baden in der Adria Ende September

Ja, richtig gelesen, man kann Ende September in Dalmatien noch im Meer baden! Mit dem Wetter haben wir ein Schweineglück, so dass mein Plan aufgeht, in Kroatien den in Deutschland nicht existenten Sommer zu verlängern. Bei meiner Landung in Zadar am 25. September regnet es noch Bindfäden, doch am Abend hört es auf und der tiefblaue Himmel bleibt bis zum Ende meines Aufenthalts wolkenlos.

Segeln Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Meer und Himmel zaubern in Zusammenarbeit Fifty Shades of Blue – Blautöne, in denen man versinken möchte. Die Weite der Wind und die Silhouetten der Inseln sieht man nur in ihrer vollen Schönheit, wenn man mit einem Boot übers Meer schippert. Petar hisst die Segel oder fährt mit Motor – je nachdem, aus welcher Richtung der Wind weht.

Vorne am Bug spürt man den Luftzug stärker als hinten unter dem Sonnenschutz, wo Petar sein Steuerrad hat und sich Sabine und Thorsten mit Vorliebe lümmeln. Meinen Lieblingsplatz am Bug teile ich mir oft mit Patrick. Wenn mir der Wind zu kalt wird, geselle ich mich wieder nach hinten zum Rest der Truppe.

Konzentrationslager auf Molat, Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Ex-Konzentrationslager auf Molat

Unseren ersten Stopp machen wir im Hafen von Molat. Der verschlafene Inselort hat eine düstere Vergangenheit: 1942 errichteten italienische Faschisten dort ein Konzentrationslager, wo immer noch Grundmauern und ein Wachturm zu sehen sind. Auf der Gedenkplatte am Turm erfährt man, dass in dem Lager 20.000 Menschen gefangen gehalten wurden und 1.000 davon ihr Leben ließen. So traumhaft türkis das Wasser am nahen Strand auch schimmert – ich spüre diese bedrückende Energie!

Segeln in Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Streunerkatzen auf Ist & allen anderen Inseln

Wir segeln weiter zur Insel Ist und verbringen in der Marina des gleichnamigen Hauptortes die Nacht. Schon am Kai empfangen uns Katzen. Sie sitzen an jeder Ecke und tun mir leid. Ein allgegenwärtiges Phänomen auf allen Inseln – Streunerkatzen, die um Futter betteln. Wohin ich auch komme, werde ich sofort zum Katzenmagnet. Aber was soll ich tun? Ich kann sie nicht mitnehmen!

Katzen Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

In Ist gibt es außerdem eine urige Konoba am Hafen und auf dem Berg Straža oberhalb des Dorfes die kleine Kirche Gospe od Zdravlja. Am nächsten Morgen sind Patrick und ich schon kurz vor sieben wach und wagen gemeinsam den Aufstieg. Der Weg ist sehr steinig, so dass man eigentlich Wanderschuhe tragen sollte. Ich schaffe es in Sandalen – ohne Kratzer und Knochenbrüche!

Die Aussicht auf die Bucht und die umliegenden Inseln ist phänomenal, erst recht im Morgenlicht. Wer fit und gut zu Fuß ist, sollte diese kurze Wanderung (ca. eine halbe Stunde pro Wegstrecke) auf jeden Fall machen.

Kirche Sv. Gospa Insel Ist Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Badestopp am Traumstrand Sakarun

Nach dem gemeinsamen Frühstück auf dem Segelboot lassen wir uns vom Wind nach Dugi Otok treiben. Sabine wird bei dem Wellengang etwas seekrank – wie bereits Patrick am ersten Tag. Petar empfiehlt ihr, in die Weite zu schauen und einen Punkt zu fixieren. Der Leuchtturm Veli rat bietet sich dafür perfekt an. An ihm segeln wir auf dem Weg zum Traumstrand Sakarun vorbei!

Veli rat Dugi Otok Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Ich bin total aus dem Häuschen, dass mich der Segeltörn ab Zadar nach dreieinhalb Monaten der Abwesenheit wieder dorthin führt. Der Himmel ist jetzt sogar noch klarer und das Meer leuchtet noch stärker türkis als im Juni.

Segler von anderen Booten schnorcheln neben uns, wir ankern und dürfen baden. Von der Ankerstelle schwimme ich mit den anderen zum Strand, lasse mich im Sand von der Sonne aufwärmen und möchte am liebsten noch Stunden auf dem karibischen Wasser von Sakarun liegen.

Segeln Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Österreichische Jodelbrüder auf dem Nachbarboot

Irgendwann müssen wir weiter – zur Marina nach Veli rat. Patrick wandert in der Abenddämmerung etwa vier Kilometer zum Leuchtturm, den er noch nicht aus nächster Nähe erlebt hat. Ich öffne stattdessen auf dem Boot mit Sabine und Thorsten einen Plavac, einen dalmatinischen Rotwein von der Halbinsel Pelješac. Es ist ein Sonnenuntergang zum Träumen, den uns österreichische Bootsnachbarn mit harmonischen Jodelgesängen versüßen.

Sonnenuntergang in Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Zu späterer Stunde sind die Herrn ziemlich blau: Patrick erzählt mir bei unserem Morgenspaziergang, dass einer von unserem Bootssteg ins Meer gefallen sei, als er versucht habe, zu meiner Kajüte vorzudringen. In solchen Momenten bin ich gerne mal schadenfroh! Segelboote mit besoffenen Männern nerven einfach nur.

Jugoslawische U-Boot-Bunker auf Dugi Otok

Ich werde das andere Geschlecht wohl nie verstehen! Auf Dugi Otok hat es auch U-Boot-Bunker hinterlassen – diese Anlagen wurden um 1970 von der jugoslawischen Armee gebaut. Wir ankern neben dem Tunnel und tauchen zu Fuß ab in die Dunkelheit. Hier sollte man eine Taschenlampe dabei haben, eine Smartphone-Funzel genügt.

U-Boot Bunker Dugi Otok
Foto: Kroatien-Liebe

Delfine machen Luftsprünge

Bei diesem Segeltörn ab Zadar sind wir übrigens nicht nur mit Traumwetter und Temperaturen bis 25 Grad gesegnet. Auf der weiteren Etappe nach Veli Iž sichten wir auch Delfine. Sie schwimmen sogar unter dem Boot entlang und machen in einiger Entfernung Luftsprünge. Schon im Juni in Istrien hatte ich das Glück, die Meeressäuger zu sehen. Bei beiden Malen gelingen meine Fotos nicht – die Delfine sind schneller als mein Auslöser und man sollte sie in ihrem Lebensraum auch nicht mit zu nahen Bootsmanövern stören.

Veli Iž ist ein malerischer Hafenort mit mehreren Konobas. Wir stoppen dort nur, um zu essen und ein bisschen spazieren zu gehen. Unsere dritte und letzte Übernachtung haben wir in der Marina von Sali auf Dugi Otok.

Sali Dugi Otok Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Von Sali zum Naturpark Telašćica

Dieses Dorf kenne ich: Im Juni habe ich dort schöne Momente verbracht und kenne bereits einen herrlichen Rundweg, der vom Dorfzentrum am Meer entlang zurück zum Ausgangspunkt führt. Ich zeige ihn den anderen und fotografiere noch einmal die weiße Kapelle am Ufer.

Am nächsten Morgen macht sich allmählich der erste kleine Anflug von Wehmut in mir breit. Nach einem Aufenthalt im Naturpark Telašćica geht die Reise zurück nach Zadar. Vorher dürfen wir aber noch den Salzsee Slano jezero und die Teufelsklippen besuchen, all die fantastischen Orte, die ich mit dem Piloten Mato bei einem unvergesslichen Rundflug erlebt habe.

Innerhalb der letzten drei Monate hat sich der See stark abgekühlt. Baden möchte ich darin nicht mehr. Im Gegensatz zum ersten Besuch schaffe ich es nun zeitlich, ihn komplett zu umrunden. Badespaß gönne ich mir später in einer strahlend türkisen Bucht.

Traumbucht Kroatien Adria
Foto: Kroatien-Liebe

Segeltörn ab Zadar: weitere Termine 2018

Obwohl der Trip viel zu schnell zu Ende gegangen ist, werde ich jetzt im grauen, kalten, ständig verregneten Berlin noch lange davon zehren. Auch Patrick, Sabine und Thorsten sind hochgradig zufrieden heimgekehrt und haben mehr als einmal anklingen lassen, dass sie jederzeit wieder einen Segeltörn ab Zadar mitmachen würden. Weitere Termine für 2018 sind natürlich längst in Planung! (as)

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Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

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