In der Opatička ulica 20 in Gornji Grad kann man sich für 30 Kuna (rund 4 Euro) auf eine geschichtliche Reise durch Kroatiens Hauptstadt begeben. Allein das altehrwürdige Gebäude, in dem das Stadtmuseum Zagreb untergebracht ist, strotzt nur so vor Geschichtsträchtigkeit: Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1650 war das Haus ein Kloster für den Orden der Klarissen. Sieben angemalte Fenster an der Fassade zeugen bis heute von der Strenge der Klosterschwestern, der die Mädchen in der Klosterschule ausgesetzt waren.
Das Stadtmuseum Zagreb zeigt neben der Dauerausstellung zur Stadtgeschichte auch wechselnde Exponate. Bevor man sich ein zusätzliches Ticket für eine dieser temporären Ausstellungen besorgt, sollte man aber bedenken, dass die Historie der Stadt mindestens zwei Stunden in Anspruch nimmt.
Ausgrabungen aus der Bronzezeit
Der Rundgang beginnt im Keller bei Ausgrabungsstücken aus der prähistorischen Zeit: steinerne Gefäße, Waffen, Werkzeuge und sogar Schmuckstücke. Man lernt einiges über die Grabkultur der Steinzeit und kann die Reste einer Siedlung aus der Bronzezeit bestaunen. Überraschenderweise stießen Archäologen darauf bei Ausgrabungsarbeiten unter dem Gebäude!
Die Zwillingsstädte Kaptol und Gradec
Sehr viel Raum widmet das Stadtmuseum Zagreb den beiden mittelalterlichen Zwillingsstädten Kaptol und Gradec, aus denen sich die heutige Oberstadt zusammensetzt. Obwohl sie so nah beieinander liegen, war ihr Verhältnis nicht immer freundlich, häufig konkurrierend und manchmal sogar kriegsähnlich. Erst bei der Verteidigung gegen die Türken zogen die Siedlungen an einem Strang.
Während in Kaptol der Klerus dominierte, entwickelte sich Gradec zu einer Handwerkerstadt mit verschiedenen Zünften. Tischlerarbeiten dienen als Dokumente aus dieser Zeit. Im Barockraum des Museums sieht man Steinmetzkunst aus Kaptol – beeindruckende Ikonen und Ornamente aus der Fassade des Zagreber Doms.
Stadtmuseum Zagreb: Kultur und Alltagsleben
Wenn man den umfangreichen Ausstellungsbereich über Kaptol und Gradec hinter sich gelassen ist, können bereits leichte Ermüdungserscheinungen eingetreten sein. Doch hier beginnt der eigentlich spannende Teil: Über die Zagreber Gründerzeit geht es mit strammen Schritten ins frühe 20. Jahrhundert. Kunst, Musik, Theater und Alltagsleben in Zagreb werden nun thematisiert.
Kroatiens Abdriften in den Faschismus im Zweiten Weltkrieg, Titos Jugoslawien und die (Trick-)Filminstrustrie bekommen ebenfalls ihren Platz in der Ausstellung, ehe sie bei mehreren Video-Dokumenten aus dem Kroatien-Krieg ein Ende findet. Das Filmmaterial zeigt unter anderem einen Bombenangriff der Jugoslawischen Volksarmee auf das Zagreber Regierungsviertel. Ein lädierter Stuhl und zerbrochenes Porzellan aus dem Ban-Palast bringen diese Zeit den Museumsbesuchern zum Greifen nahe. Mit der Gegenwart geht es anschließend erst draußen vor der Tür weiter! (as)
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