Konavle Radtour: Mit dem E-Bike durch die Berge

Konavle Radtour auf dem E-Bike

Südöstlich von Dubrovnik liegt eine fruchtbare Region, die sich bis zur montenegrinischen Grenze erstreckt: Das Konavle ist vor allem für den Anbau von Wein und Oliven bekannt. Dieses von karstigen Bergen umrahmte Tal lockt aber auch viele Naturfreunde und Aktivurlauber an. Zum Beispiel gibt es mehrere Wanderrouten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer erreichbar sind. Um ohne Auto einen intensiven Einblick in die Landschaft zu gewinnen, finde ich durch Zufall eine andere Lösung: eine Konavle Radtour.

In einem Café in Dubrovnik entdecke ich ein Plakat, das für E-Bike-Ausflüge vor den Toren der Stadt wirbt. Bingo, denke ich mir, und schreibe ein paar Anbieter an. Einige antworten mir gar nicht, denn es ist schon Ende Oktober und die Saison vorbei. Zu meinem Glück habe ich auch Adrian kontaktiert. Er wohnt im Dorf Gruda, ist Mitglied in einem lokalen Fahrradclub und sein Motto lautet wahrscheinlich „I want to ride my bicyble, I want to ride my bike“, um es mit dem Songtext eines großen Musikers auszudrücken.

Weil Adrian Radfahren wirklich liebt und das Oktoberwetter 2022 an Juni erinnert, bietet er mir eine private Konavle Radtour auf dem E-Bike an – inklusive Fahrrad-Bekleidung, Helm, Mittagessen und Transfer mit dem Auto. Dieser Spaß kostet mich 128 Euro. Normalerweise trage ich meine eigenen Sportklamotten, doch die habe ich nach meiner Schweden-Radreise im Juli in Deutschland gelassen – genau wie mein Lenkerstativ für die Action Cam. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich in Kroatien eine Radtour machen würde.

Konavle Radtour mit provisorisch montierter Action Cam

An meinem bis dahin letzten Sonntagmorgen in Dubrovnik holt mich Adrian in der Nähe meines Apartments ab und spendiert mir als erstes einen Kaffee. Als ich ihm dann erzähle, dass ich blogge und Tourenvideos drehe, setzt er alle Hebel in Bewegung, dass ich trotz meines Stativ-Mangels filmen kann. Zuerst stoppt er bei einem Bekannten in der Nähe von Cavtat, um eine Kamera-Halterung für den Helm zu besorgen. Wenn da nur nicht dieses eine fehlende Halterungsteil wäre!

Als wir am Clubhaus ankommen, habe ich die Hoffnung auf ein Tourenvideo schon aufgegeben. Im Gegensatz zu meinem Guide, der die Kamera mit Draht am Lenker fixiert! Zwar habe ich so keine Möglichkeit mehr, die Position der Cam zu verändern, aber besser als gar nichts und es lohnt sich: Vor die Linse kommt mir eine malerische Mischung aus karstigen Bergen, Wald und verschlafenen Ortschaften. Insgesamt gibt es im Konavle 32 Dörfer, das zentrale Dorf ist Gruda.

Obwohl Adrian später behauptet, dass er die Konavle Radtour komplett ohne Elektro-Antrieb gefahren sei, finde ich ein E-Bike auf der bergigen Strecke absolut praktisch. Neben dem Motor hat es eine Gangschaltung wie ein Tourenrad ohne Motor. Um den Akku zu schonen und mir ein sportliches Erlebnis zu gönnen, nutze ich beides. Nur wenn der Weg extrem steil bergauf führt, schalte ich in den Turbo-E-Booster. So habe ich das Gefühl, tatsächlich Fahrrad zu fahren statt auf einer Art Motorrad durch die Gegend zu düsen.

Radtour im Konavle
Guide Adrian auf dem E-Bike, Foto: Kroatien-Liebe

Stopp an der Festung Grad Sokol

Adrian schlägt mir vor, beim Dorf Dunave Grad Sokol zu besichtigen. Im Oktober kostet die Eintrittskarte noch 70 Kuna (nun wahrscheinlich 10 Euro oder mehr) und die Aussicht vom Turm ist es wirklich wert. Die auf einem Berg gelegene Festung stammt aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurde zur Verteidigung der Dörfer gegen die Osmanen erbaut und beherbergt eine Ausstellung mit Schmiedekunst aus vergangenen Jahrhunderten. Der ideale Stopp, wenn du eine Konavle Radtour machst oder dich auf der Durchreise nach Montenegro befindest!

Grad Sokol im Konavle
Grad Sokol, Foto: Kroatien-Liebe

Konavle Radtour bis zur montenegrinischen Grenze

Die folgenden Kilometer radeln wir bis zum Grenzübergang und fahren dort ein kurzes Stück auf der Küstenstraße weiter. Abgesehen davon achtet Adrian gut darauf, mich nur auf verkehrsarme Straßen zu lotsen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, weil ich mich beim Radfahren inmitten von starkem Autoverkehr immer unwohl fühle.

Nach ungefähr zwei Kilometern auf der Jadranska Magistrala biegen wir links ab und strampeln bergauf. Während ich den Blick nach links wende, habe ich einen Weitblick über die Adria und denke mir, dass ich das Meer mit einem flexiblen Lenkerstativ gerne filmen würde. Nun folgen ein paar herausfordernde Streckenabschnitte, auf denen der Akku ein bisschen mehr nachhilft als sonst. Zur Belohnung darf ich mich vom höchsten Punkt kilometerweit ins Tal rollen lassen. Adrian, der die Gegend mit all ihren Kurven wie seine Westentasche kennt, hängt mich ab. Ich fahre vorsichtiger, um auf jede Biegung vorbereitet zu sein.

Üppiges dalmatinisches Mittagessen

Mein Guide wartet unten geduldig und bringt mich als nächstes in eine Konoba im Dorf Ljuta. Das Restaurant liegt am Ufer eines sprudelnden Baches und hat sich auf authentische dalmatinische Küche spezialisiert. Das Mittagessen am frühen Nachmittag ist üppig: zuerst eine Vorspeisen-Platte mit Käse, Schinken und hausgemachtem Brot und als Hauptspeise ein bis zum Rand gefüllter vegetarischer Teller. Nach der sportlichen Ertüchtigung habe ich zwar mächtig Appetit, aber es fällt mir schwer, dieses zünftige Mahl bis zum letzten Bissen wegzuputzen!

Voll bis zum Rand geht es noch ungefähr zehn Kilometer zurück bis zum Clubhaus, wo ich wieder in meine Alltagsgarderobe schlüpfe, ehe Adrian mich nach Dubrovnik zurückbringt. Am frühen Abend hat er noch Dienst am Flughafen, wo er arbeitet, wenn er nicht gerade Reisenden auf dem E-Bike das Konavle zeigt.

Die Radtouren seien sein Nebenjob, berichtet er mir und deutsche Gäste habe er außer mir extrem selten. Seine Konavle Radtour wecke üblicherweise mehr Interesse bei Briten und US-Amerikanern. Aber ist das wirklich so? Falls du das hier liest und dich auch gerne südlich von Dubrovnik aufs E-Bike schwingen möchtest, schreib mir gerne einen Kommentar. Sollte ich feststellen, dass die Begeisterung im deutschsprachigen Raum doch größer ist als gedacht, werde ich diese Radtour in das Ausflugsangebot von Kroatien-Liebe aufnehmen. Um zu sehen, was dich erwartet, schau dir am besten gleich das Video an! (as)

Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

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