Es gibt einen Ort in Kroatien, an den ich mich immer wieder gerne verziehe, wenn ich mich lustlos und ausgebrannt fühle. Kaum etwas vermag es, mich auf so vielfältige Weise aufzupäppeln und gleichzeitig immer wieder aufs Neue zu inspirieren wie Tauchen bei Rovinj

Tauchen bei Rovinj oder Kunst und Kultur

Diese Stadt an der Westküste Istriens drängt sich nicht auf, wenn man es nicht will. Auf der anderen Seite lockt sie mit so vielem, dass einem nie langweilig wird. Sehenswürdigkeiten wie Kirchen, Museen und Ausstellungen bieten fast für jeden etwas, der Kultur erleben möchte.

Wer nach Inspiration sucht, dem sei im Sommer die Künstlerstraße Ulica Grisia ans Herz gelegt. Einmal im Jahr an einem Wochenende im August avanciert sie zu einer Open-Air-Kunstausstellung von Hobbykünstlern und Kunststudenten.

Venedig bietet sich für einen Tagesausflug übrigens ebenfalls an. Im Juli und August gibt es tägliche Katamaran-Überfahrten von etwa drei Stunden Fahrzeit.

Tauchen bei Rovinj
Zwei Taucher erkunden die Adria unter Wasser.

Tauchen bei Rovinj: Wracktauchen

Rovinj übt auch auf Wasserratten wie mich einen abenteuerlichen Reiz aus – mit Tauchen. Hervorzuheben ist eindeutig Wracktauchen. Fast ein Dutzend Wracks warten nur darauf, betaucht zu werden. Allerdings sollte man schon einige Tauchgänge vorweisen können, denn die versunkenen Schiffe liegen auf einer Tiefe von 30 bis 40 Metern.

Die „Baron Gautsch“ ist wahrscheinlich eines der tollsten Wracks überhaupt, die man in der Adria unter Wasser erkunden kann: ein barockes Juwel, das ein wenig an die Titanic erinnert, wenn man sich ihm mit Gänsehaut unter dem Neopren nähert. Möglich ist das jedoch nur mit speziellen Tauch-Basen, die eine Genehmigung besitzen, da das Wrack unter Denkmalschutz steht. Dasselbe gilt übrigens für die „Coriolanus“.

Die „Romana Genova“ dagegen sollte mit Bedacht und Vorsicht betaucht werden, da immer noch einige Fischernetze das Wrack zieren. Als Ausgleich wirkt dieses fotogene Überbleibsel durch Fischschwärme und vereinzelte Wrackbewohner jedoch sehr belebt.

Die „Varese“ ist eher etwas für hartgesottene Entdecker, denn man kann direkt in das Wrack eintauchen.

Die „Giuseppe Dezza“ wiederum ist mit ihrer Bordkanone ein echtes Erlebnis-Motiv für all jene, die eine Unterwasser-Kamera besitzen. Ich hatte keine, dennoch haben sich die Bilder bei mir auf ewig im Gedächtnis eingebrannt.

Ein persönlicher Rat von mir: Beim Wracktauchen bitte immer den Luftvorrat im Auge behalten! Angesichts der Faszination und Entdeckungsmöglichkeiten vergisst man ganz schnell die Zeit (auch eine eventuelle Deko-Zeit nicht vergessen).

Tauchen bei Rovinj
Surrealer Lichteinfall unter Wasser

Tauchen bei Rovinj: Inseltauchen

Nicht nur Wracks lassen sich in der näheren Umgebung von Rovinj beim Tauchen entdecken, sondern auch eine Insel namens Banjole. Sie verbirgt auf sechs Meter Tiefe einen Eingang, hinter dessen Tunnel man in einer kathedralen-ähnlichen Höhle wieder auftaucht. Da durch die obere Öffnung Sonnenlicht eindringt, stellt dieser Ort ein wirklich surreales Highlight für jeden Taucher dar.

Im großen und ganzen finde ich die Insel Banjole aus vielerlei Gründen interessant: zum einen, weil sie für Anfänger und Fortgeschrittene mit variablen Tauchtiefen von fünf bis 30 Metern aufwartet, zum anderen, weil es dort immer Unterwasser-Bewohner zu sehen gibt. Seesterne, Hummer und Fischschwärme, um nur einige zu nennen.

Die Insel Sturago sollten sich all jene merken, die gerne Canyons betauchen. Bei angenehmen zehn Metern Tiefe gibt es genügend Licht, um zwischen den Felsblöcken mehr zu ergründen, als es auf den ersten Blick vielleicht scheint.

Tauchen bei Rovinj: Rifftauchen

Für einen würdigen Tauchabschluss darf natürlich Rifftauchen auf keinen Fall fehlen. Im „Porer Riff“ wird man diesen krönenden Abschluss mit Sicherheit finden. Hier kann man inmitten von Fischschwärmen in ebenfalls variablen Tauchtiefen seinem Entdeckungswahn frönen und herumgurken, bis einem sprichwörtlich die Luft ausgeht.

Die Riff-Tiefe liegt bei sieben bis 20 Metern. Mit etwas Glück begegnet man hin und wieder etwas größeren Riff-Bewohnern wie Katzenhaien und Rochen.

Schnorcheln

Wie so oft liegt das Gute meist gar nicht so weit beziehungsweise so tief. Und da bedarf es nicht unbedingt einer Gerätschaft, sondern nur ein paar Flossen, einer Maske, und einem Schnorchel.

Schnorcheln ist ein Zeitvertreib, den ich „fast“ noch viel lieber praktiziere als Tauchen, denn Tauchen geht schon mal ein bisschen ins Geld, Schnorcheln dagegen nicht!
Deshalb gleich als erstes zur Schnorchel-Philophie, die da lautet: Was gibt es Schöneres als bei herrlichem Sonnenschein auf der Wasseroberfläche herumzudümpeln, um hin und wieder neugierig nach etwas abzutauchen, um dann zufrieden wieder aufzutauchen und genügsam weiter zu dümpeln. Ich liebe das!

Vor allem, wenn man einmal so kleine Highlights wie Seestern-Wanderungen erlebt hat: ein Gerangel, das Ähnlichkeit mit einem Sommerschlussverkauf bei Karstadt hat und jeden zum Lachen bringt, egal wie sehr man sich dagegen wehrt. Beim Schnorcheln funktioniert das aber – vorausgesetzt, man bekommt den Kopf rechtzeitig aus dem Wasser.

Um Banjole herum lassen sich solche Szenen zu gewissen Zeiten beobachten. Ich habe mir diesen Spaß schon mehrmals in den felsigen Buchten direkt vor Rovinj gegönnt.

Tauchen bei Rovinj
Die Adria ist auch ein Paradies für Schnorchler.

Zum Schluss noch ein überaus informatives und lustiges Erlebnis, welches mir zeigte, dass wahrscheinlich gar keine so großen Unterschiede zwischen uns Menschen und den Meeresbewohnern existieren: zwei Kalmare am sandigen Meeresboden, höchstwahrscheinlich ein Männchen und ein Weibchen.

Als ich mich vorsichtig näherte, warf sich mir einer der beiden todesmutig entgegen, drückte mir in einer theatralischen Pirouette etwas Tinte entgegen und trat dann mit dem anderen Tier hopsend den Rückzug an. Ich glaube, die beiden haben sich schlapp gelacht, was ihre hopsende Flucht erklären würde.

Während ich den beiden so nachblickte, war es mir, als erkannte ich das Rad der Welt – die Bühne, das Theater, Vorhang auf, Vorhang zu oder mit den Worten Shakespeares: viel Lärm um nichts.

Mit diesem Zitat lasse ich den Vorhang fallen und sage: Ab nach Rovinj, denn dort könnt ihr all das vielleicht selbst erleben.

Über den Autor

Bo Vilar liebt Menschlichkeit und hasst Fremdenfeindlichkeit. Folglich betrachtet der Lebenskünstler aus dem Bayerischen Wald alle Menschen, einschließlich sich selbst, als Weltbürger. Mit diesem Gedankengut schätzt der Autor vor allem die Länder, in denen er noch nicht war. Seine Leidenschaften hat Bo zum Beruf gemacht: Er lebt vom Schreiben, Schnitzen, Fotografieren und Filmen.

Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

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