Trogir: ein kulturelles Juwel in Mitteldalmatien

Aussicht über die Altstadt von Trogir

Um von Split zur nächsten UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte zu gelangen, braucht man nur knapp 20 Kilometer nach Westen zu reisen. Im Jahr 1997 wurde die gesamte Altstadt von Trogir in die berühmte Liste aufgenommen. Nach meinem Aufenthalt in Imotski wieder am Bahnhof von Split angekommen, geht es von dort aus weiter. Für 20 Kuna fahren etwa stündlich Busse in das kulturelle Juwel.

Der Busbahnhof von Trogir befindet sich neben dem Markt. Wenn Du Dich für Deinen Stadtbesuch mit Obst eindecken willst, hast Du gleich viele Gelegenheiten, bei lokalen Händlern zu kaufen. Der Kaffee in den Markt-Bars kostet auch nur halb so viel wie in den Lokalen im historischen Stadtkern. Der Obst- und Gemüsemarkt scheint jedoch zwischen den vielen Kitschbuden für Touristen fast zu verschwinden. Feilgeboten werden beispielsweise bunt gemalte männliche Geschlechtsteile aus Holz mit dem Schriftzug Croatia.

Markt von Trogir
Markt von Trogir, Foto: Kroatien-Liebe

Altstadt von Trogir auf einer Insel

Ich spaziere geradewegs in die romanisch-gotische Altstadt, die nahezu komplett erhalten geblieben ist. Mein Weg führt über eine Brücke zur Stadtmauer mit einem Stadttor. Das Besondere an Trogir ist außerdem, dass die Altstadt auf einer Insel liegt und am südöstlichen Ende durch eine Klappbrücke mit der Insel Čiovo verbunden ist. Seit 2018 existiert eine neue Brücke zum Festland – für Autofahrer eine Erleichterung und eine Verkehrsberuhigung für die Stadt.

Gewusel und teilweise Gedränge herrscht in den Gassen trotzdem. Erstens ist der 28. September ein Samstag, zweitens hat die Senioren-Busreise-Saison gerade begonnen. Dementsprechend drängen sich auf dem Busbahnhof Reisebusse aus Deutschland oder Polen und finden kaum Platz. Der Ort ist eben nicht für den Massentourismus konzipiert. Trotzdem werden riesige Gruppen durch Trogir geschleift und vor jeder Sehenswürdigkeit sammeln sich Trauben von Asiaten. Sie sorgen auch für Stau im Turm der zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert errichteten Kathedrale Sv. Lovre, die ich als erstes besichtige.

Kathedrale Sv. Lovre
Kathedrale Sv. Lovre, Foto: Kroatien-Liebe

Die imposante Kathedrale von Trogir

Der Eintritt in das imposante romanische Bauwerk kostet 25 Kuna. Es ist dreischiffig, sehr komplex und mit aufwendigen Steinmetzarbeiten verziert. Zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenportalen zählt Radovans Portal, der Haupteingang der Kathedrale. In der Mitte wurde Christi Geburt in Stein gemeißelt, um die Szene herum weitere biblische Motive.

Im weitläufigen Gotteshaus, dessen Mittelschiff gotisch ist, wandele ich von einem prächtigen Altar zum anderen. Zugang haben Besucher ebenfalls zur Kapelle des Heiligen Johannes und zur Kapelle des Heiligen Hieronymus. In einer Schatzkammer werden silberne Kostbarkeiten des Bistums Trogir ausgestellt, Fotografieren ist in dem Raum verboten.

Aussicht vom Glockenturm der Kathedrale Sv. Lovre
Aussicht vom Glockenturm, Foto: Kroatien-Liebe

Fantastische Aussicht auf dem Glockenturm

Sobald Du den im 17. Jahrhundert vollendeten Glockenturm erklommen hast, solltest Du aber unbedingt Deine Kamera zücken. Ganz oben erwartet Dich ein atemberaubender Rundumblick über die Hafenstadt und das Meer. Obwohl ein Schutzgitter angebracht wurde, gibt es Löcher, damit Gäste das Panorama ablichten können.

Ein weiteres wissenswertes Detail zur Kathedrale: An der gleichen Stelle stand in der Antike ein griechischer Tempel, der Göttin Hera gewidmet war. Die sakrale Tradition währt an dem Ort also schon mindestens 1.000 Jahre länger als das heutige Gotteshaus. Aber was haben die Griechen damit zu tun? Trogir war im dritten Jahrhundert vor Christi eine griechische Siedlung namens Tragurion, woher der Name der Stadt rührt.

Riva von Trogir
Riva von Trogir, Foto: Kroatien-Liebe

Malerische Wohnhäuser und Paläste

Nachdem ich vom Turm hinabgestiegen bin, lasse ich mich durch die Gassen treiben und die Wohnhäuser und Paläste aus den Perioden Romanik, Gotik, Renaissance und Barock auf mich wirken. Soweit es bei dem Besucher-Ansturm auf die Altstadt möglich ist! Etwa zehn Kirchen beherbergt sie, eine Stadtloggia und einen Uhrturm aus dem 15. Jahrhundert. Direkt am Wasser erhebt sich die wuchtige Festung Kamerlengo aus der gleichen Zeit. Von deren Mauern kann man die Aussicht noch einmal aus einem anderen Blickwinkel genießen als vom Glockenturm.

Festung Kamerlengo
Festung Kamerlengo, Foto: Kroatien-Liebe

Über die nahe gelegene Riva rollt so mancher Koffer, während an Markständen sowohl kroatische Naturkosmetik als auch China-Kitsch verkauft werden. Boote parken in drei, vier und fünf Reihen, so dass die Sicht auf das berühmte Ufer-Panorama von Trogir blockiert ist. Ich habe wohl einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt für meinen Stadtrundgang erwischt.

Wahrscheinlich wiederhole ich ihn Anfang Dezember bei meiner Weihnachtsmarkt-Tour oder irgendwann zwischen März und April. Dann idealerweise mit dem Stadtführer Ivo, der mir und vielen meiner Kunden schon sein beachtliches Wissen über seine Heimat präsentiert hat. (as)

Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

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