Beli am mystischen Tramontana Wald auf Cres

Beli

Als ich am 19. Juni 2016 einen Stopp in Beli auf Cres mache, erzählen Einheimische, dass nur noch 25 Menschen in dem kleinen Ort am Fuße des Tramontana Waldes lebten. Demnach muss die Einwohnerzahl seit 2014 um acht Bewohner geschrumpft sein, denn Wikipedia nennt die Zahl 33. Nach dem Zweiten Weltkrieg soll der Ort über 1.000 Einwohner beherbergt haben.

Beli ist ein Beispiel für den dramatischen Rückgang der Landbevölkerung auf der Insel in der Kvarner Bucht. Die Einheimischen, die auf Cres bleiben wollen, zieht es in den gleichnamigen Hauptort. In diesem touristischen Zentrum lassen sich Heerscharen von Ćevapčiči-Fans mit einem Humpen Karlovačko in der Sonne brutzeln und sorgen mit ihrer Anwesenheit für Arbeitsplätze.

Fast ausgestorbenes Beli

Beli
Foto: Kroatien-Liebe

Schlendert man durch die unebenen Gassen von Beli, wo mir allerhöchstens zwei der 25 verbliebenen Einwohner begegnen, bekommt man einen vagen Eindruck vom ursprünglichen Leben im Norden von Cres. Hier bewegt man sich jenseits der ausgetretenen Touristen-Pfade, die durch den Hauptort Cres führen und das idyllische Bild der Insel verzerren.

Auch in Beli gibt es Ferien-Apartments und Fremdenzimmer – Unterkünfte für Urlauber, die zurück zur Natur wollen. In den mystischen Tramontana Wäldern hat man nämlich beste Wanderbedingungen und kann ausgestorbene Inseldörfer aus nächster Nähe besichtigen. Ich weiß, wovon ich spreche, seit ich die Ruinen von Niska besucht habe.

Beli
Foto: Kroatien-Liebe

Kirchplatz in der Mitte des Ortes

Nun erst einmal zurück zu Beli: An einer Hauswand lese ich den verblassten Spruch „Hoćemo Tita i Jugoslaviju“ (Wir wollen Tito und Jugoslawien). Anscheinend haben im Dorf nicht alle Bewohner die Unabhängigkeit Kroatien gefeiert. Im Zentrum von Beli befindet sich der Kirchplatz, von wo man einen fantastischen Ausblick über das Meer hat. Bei meinem Besuch zeigen sich ein paar dickere Wolken am Himmel.

Der alte Kern von Beli wurde auf einem Hügel errichtet. Den Hafen erreicht man über eine schmale Straße mit starkem Gefälle. So schaue ich nur von oben auf die Küste, spaziere durch die Gassen des Ortes und treffe irgendwann auf einen einzelnen Bewohner, der in der Einöde versucht, Honig zu verkaufen. Es tut mir in dem Moment fast schon leid, dass ich keinen Honig mag!

Beli
Foto: Kroatien-Liebe

Ein Dichter aus Beli

Ansonsten wird die Landschaft rund um Beli für Obst-, Wein- und Oliven-Anbau genutzt. Ich entdecke sogar eine Kunstgalerie. Sucht man Ruhe und Muße für künstlerische Inspiration, mag es durchaus möglich sein, dass man mitten in der Natur von der Muse geküsst wird. Der Dichter Andro Vid Mihičić (1896 – 1992) stammte aus Beli und begann im stolzen Alter von 92 Jahren, Gedichte zu schreiben.

Ob mir der Ort Inspiration zum Schreiben schenken würde, weiß ich nicht. Dafür ist mein Besuch zu kurz. Über schmale Serpentinenstraßen fährt man mit dem Auto zurück in den belebteren Teil der Insel Cres, den man öfters einmal hinter sich lassen sollte. (as)

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Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

Kommentare

Thomas & Christiane
29. Juni 2016
Hallo Annika, jeden Deiner Blogs haben wir gelesen. Hin und wieder könnten wir einen Kommentar abgeben, aber heute müssen wir es tun. Es ist schade das Du keinen Honig bei dem Einwohner in der Einöde gekauft hast. Wir halten es bei unseren Ausflügen in Kroatien immer, das wir solchen Menschen immer etwas abkaufen auch wenn wir es selbst nicht mögen. Dieser Einwohner hätte sich super gefreut und wieder etwas Kuna gehabt. Wenn wir es selbst nicht gebrauchen können oder nicht essen, dann verschenken wir es. Damit machen wir einen weiteren Menschen ein Freude. Einmal mit Liebe für Kroatien gekauft und einmal mit Liebe für Kroatien verschenkt. Liebe Grüße aus Kroatien Thomas & Christiane
Annika Senger
29. Juni 2016
Hinterher dachte ich das auch ...

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