Đakovo: berühmte Kathedrale & Lipizzaner

Kathedrale von Đakovo

Die kleine Stadt Đakovo in Slawonien ist für zweierlei bekannt: für ihre beeindruckende Kathedrale und die Zucht von Lipizzaner-Hengsten. Beide Stationen haben meine Gastgeber vom Gästehaus Maksimilian in Osijek für Reisegruppen im Programm. Ich schließe mich ihnen an. Ohne sie würde ich mich wohl eher auf das Stadtzentrum konzentrieren und weniger auf den Pferdehof.

Den steuern Vladimir, der Mann meiner Wirtin Jasmina, und der Guide Igor als erstes an. Der kroatische Name lautet Državna Ergela Lipicanaca (zu Deutsch: Staatliche Lipizzaner-Zucht), wo ausschließlich Hengste aufgezogen und ausgebildet werden.

Državna Ergela Lipicanaca
Foto: Kroatien-Liebe

Geschichte der Lipizzaner-Zucht in Đakovo

Eigentlich stammen die Lipizzaner aus dem slowenischen Lipica, doch wegen der Gefahr eines Krieges mit Napoleon wurde die Zucht im Jahr 1806 nach Đakovo verlegt. Das Gestüt existiert aber schon viel länger. 1244 verschenkte der kroatisch-ungarische König Koloman das Grundstück an bosnische Bischöfe. Bis zum Startschuss einer Pferdezucht sollte es allerdings noch 130 Jahre dauern: Anlässlich der Hochzeit des bosnischen Bans Tvrtko mit der bulgarischen Prinzessin Dorothea bekam Bischof Petar 1374 zehn Araber-Stuten und einen Hengst geschenkt.

Das offizielle Geburtsjahr der Hengstzucht in Đakovo ist jedoch 1506, als Bischof Mijo Keserić dort 90 Pferde unter seiner Obhut hatte. Nun ist das Lipizzaner-Gestüt eine Touristen-Attraktionen – 1972 haben ihm sogar Queen Elizabeth II. und deren Tochter Prinzessin Anne einen Besuch abgestattet.

Lipizzaner in Dakovo, Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Zu Besuch bei den Lipizzaner-Hengsten

Ein Mitarbeiter namens Damir führt uns in eine Reithalle mit Zuschauerrängen. Ich ahne Böses: Müssen wir etwa eine streng choreographierte Dressur-Show mit schwülstiger Musik und Pferden mit Lametta-Behang über uns ergehen lassen? So ein Touri-Tamtam, wo kein Tier aus der Reihe tanzen darf? Zum Glück ist es nichts dergleichen! Reiter Goran schreitet auf dem Rücken von Jumbo in die Halle. Der Schimmel sei ungewöhnlich kräftig für einen Lipizzaner, erklärt uns Damir.

Goran reitet mit ihm im Kreis – zuerst langsam im Schritt-Tempo, nach einer Weile trabend und am Ende im Galopp. Es wirkt wie die alltägliche Trainingsroutine auf einem Reiterhof, wo wir als nächstes die Boxen begutachten dürfen. Aus Sicherheitsgründen ist Streicheln und Füttern für Besucher ohne Aufsicht verboten.

Lipizzaner-Zucht in Slawonien
Foto: Kroatien-Liebe

Damir erzählt, dass Jumbo nur der Spitzname des Hengstes sei – so wie alle Pferde auf dem Hof einen verpasst bekommen. Der echte Name setzt sich zusammen aus den Namen der Eltern und einer formelartigen Abfolge von Buchstaben und Ziffern. So möchte sicher kein Reiter sein Pferd anreden!

Am Endes des Stalls angekommen, öffnet Damir eine Box und die größten Pferdenärrinnen dürfen einen Hengst an der Schnute anfassen. Inzwischen bin ich ziemlich gelangweilt und würde viel lieber Wildpferde mitten in der Landschaft beobachten.

Kathedrale von Dakovo, Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Die neogotische Kathedrale des Josip Strossmayer

Weiter geht’s ins Stadtzentrum. Dessen Mittelpunkt bildet die für den Ort überdimensionierte Kathedrale Sv. Petar mit den zwei roten, 84 Meter hohen Türmen. Kardinal Josip Strossmayer gab den Bau des neogotischen Gotteshauses 1866 in Auftrag. Deshalb wurde ihm zu Ehren auf dem Kirchenvorplatz auch eine Statue errichtet.

Vier Jahre brauchten die Architekten Karlo Rösner und Friedrich von Schmidt, um sieben Millionen Backsteine zur größten Kirche in Slawonien zu verarbeiten, weiß Matthias Koeffler in seinem Kroatien-Reiseführer. Zwölf weitere Jahre dekorierten die deutschen Künstler Alexander Maximilian und Ludwig Seitz den Innenraum mit aufwendigen Malereien.

In der Kathedrale von Đakovo
Foto: Kroatien-Liebe

Wir gehen hinein und wandeln staunend durch die Gänge. Das Auge trifft auf Goldschmuck und Fresken, deren Detailreichtum sich kaum mit der Kamera einfangen lässt. In der Krypta ist Strossmayer höchstpersönlich begraben.

Nach dem Besuch der zwei Attraktionen in dem 30.000-Einwohner-Städtchen bietet Đakovo noch ein paar Geschäfte, Bars und Cafés, wo man kurz ein Käffchen trinken kann, bevor man die Reise durch Kroatiens Osten fortsetzt. Das tun wir dann auch. (as)

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Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

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