Kroatisch fluchen ist ein Thema, das Mentalitätsunterschiede zwischen Deutschen und Kroaten sichtbar werden lässt. Deutsche lernen schon als Kinder, dass das Hinterteil des Menschen nicht nur dazu dient, Abfälle der Verdauung loszuwerden.
Der Allerwerteste muss auch sämtliche Flüche, Beschimpfungen und Ansammlungen von Frust über sich ergehen lassen. Am Beliebtesten sind Wörter wie „Arschloch“ und „scheiße“.
Für das Sch-Wort gibt es im Kroatischen das Equivalent „sranje“. Wie ich in der persönlichen Kommunikation mit meinem kroatischen Kumpel Željko bemerkt habe, ist die Verwendung von „sranje“ für Scheiße auch in Kroatien üblich. In einem WhatsApp-Chat äußerte er einmal seinen Unmut über irgendwelche Dinge und plötzlich fiel dieses Wort.
Arschloch versus šupak
„Arschloch“ heißt auf Kroatisch „šupak“. Das verriet mir einst der Google Übersetzer, bei dem ich mir meine ersten Berührungspunkte mit dem Thema Kroatisch fluchen geholt habe. Stolz packte ich mein neues Sprachwissen vor Željko aus, doch der meinte, dass „šupak“ in Kroatien fast so etwas wie ein Kosewort wäre. Man sollte es nur keinem Unbekannten ins Gesicht schleudern.
Wenn man sein Gegenüber wirklich als Arschloch titulieren wolle, dann benutze man bitte das Wort „svinja“. Das bedeutet auf Deutsch „Schwein“.
Kroatisch fluchen: genital statt anal
Kroaten und die benachbarten Balkan-Völker konzentrieren sich beim Fluchen und Schimpfen auf die Körperregion unterhalb der Gürtellinie. Der Autor, Radio-Moderator und Musiker Danko Rabrenović bringt es in seinen Büchern Der Balkanizer und Herzlich willkommenčić mit viel Witz auf den Punkt: Deutsche schimpfen anal, Jugos genital.
Um Zugang zu dieser auf Geschlechtsorgane fixierten Materie zu gewinnen, lerne man als allerwichtigste Grundlage das Verb „jebati“. Die deutsche Übersetzung des Wortes beginnt mit einem f und endet auf n. Man beachte, dass „jebati“ ein unregelmäßiges Verb mit folgendem Konjugationsmuster ist: jebem (ich f…), jebeš (du f…), jebe (er, sie, es f…), jebemo (wir f…), jebete (ihr f…), jebu (sie f…).
Ohne kroatischen Kumpel würde ich die Konjugation wohl immer noch falsch mit „jebam“ beginnen, denn weder das Sprachlernportal CroVoc noch meine Kroatisch-Apps machten mich schlauer auf dem Gebiet „Kroatisch fluchen“.
Dabei darf man als Kroatien-Fan auch ein kräftiges „Jebi ga!“ anstelle meines englischen Lieblings-Fluchs „Fuck it!“ ablassen. Probiert es im nächsten Urlaub einfach mal aus und schaut, was passiert! Ich vermute, dass die Kroaten (wenn Ihr sie etwas besser kennt) dann schlapp vor Lachen am Boden liegen.
Schimpfen über Geschlechtsorgane
Apropos Kroatien-Urlaub: Ich erinnere mich an eine Szene irgendwo 2015 im Nationalpark beim Wandern. Der Reiseleiter fluchte über einen Grund, der so banal gewesen sein muss, dass ich ihn vergessen habe.
„Pićka!“
„Was heißt das?“, versuchte ich, meinen Wissensdurst zu stillen.
Er gab mir keine Antwort. Heute weiß ich, dass es „Votze“ bedeutet. Natürlich kommt auch das männliche Gegenstück „kurac“ beim Kroatisch fluchen selten zu kurz und hin und wieder integrieren Balkan-Bewohner Hunde (pas = Hund) in ihre Schimpftiraden.
So viel zu dieser Lektion von meiner Seite. Wie man wirklich professionell balkanesisch flucht, erklärt Euch nun Danko Rabrenović in seinem Expertenvideo. Viel Spaß – Ihr werdet ihn mit absoluter Sicherheit haben! (as)
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