Seit 1956 schaut das Mädchen mit der Möwe aufs Meer hinaus. Ja, die von Bildhauer Zvonko Car kreierte Statue trotzt jedem Sturm, lässt sich stumm von Touristen ablichten und ihr Kopf dient Möwen als Landeplatz. Und was machen Menschen aus Fleisch und Blut in Opatija bei schlechtem Wetter? Im Apartment bleiben und fernsehen? Ja, kann man machen, aber ganz ehrlich, ich empfinde das als Zeitverschwendung!
Ausgerechnet an meinem Geburtstag hat Petrus keine Lust, mir sonnige Geschenke zu machen. Zwar unterlässt er es, Wasserkübel über mir auszuschütten, doch er schickt dicke Wolken und eine steife Brise nach Opatija. Wie lautet noch mal das Sprichwort? „Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus!“
Café-Besuch in Opatija bei schlechtem Wetter
Okay, statt Limonade genehmige ich mir im Caffe Wagner Cappuccino mit einem schönen Stück Torte. Der einstige K.u.K.-Badeort besticht durch eine reiche Wiener Kaffeehaus-Kultur, die bei 30 Grad und Sonnenschein nicht ganz passend ist.
Da möchte man sich lieber im erfrischenden Wasser aalen und einen kühlen Cocktail schlürfen. Bleibt das Quecksilber im Keller, macht es Spaß, in die Nostalgie der österreichisch-ungarischen Kaiserzeit einzutauchen!
Tourismus-Museum Villa Angiolina
Im Jahr 1844 ließ der Adlige Iginio Ritter Scarpa aus Rijeka in einem Park die prunkvolle Villa Angiolina bauen. In ihr nächtigten schon gekrönte Häupter wie Kaiser Franz Joseph I., der deutsche Kaiser Wilhelm II. oder berühmte Komponisten wie Gustav Mahler und Giacomo Puccini.
Heute beherbergt die Villa Angiolina ein Tourismus-Museum, zu dem man sich für 10 Kuna Zugang verschaffen kann. Erzählt wird Opatijas Aufstieg zum Erholungsort der Habsburger Dynastie und überraschenderweise konzentriert sich einer der Räume auf Touristen aus Tschechien.
Am meisten fasziniert mich die Postkarten-Ausstellung: Sie zeigt Original-Kartengrüße vom 19. Jahrhundert bis zur Tito-Ära. Eine nette Sehenswürdigkeit, wenn man Opatija bei schlechtem Wetter erlebt!
Kunstpavillon Juraj Šporer
Spaziert man an der Uvala Slatina Richtung Volosko, gelangt man zum 1899 errichteten Kunstpavillon Juraj Šporer. Hier gibt es wechselnde Kunstausstellungen zu sehen. Am 18. März schaue ich mir moderne Gemälde von Zlatko Keser an, der Eintritt ist übrigens frei. Keser porträtiert ein farbenfroh düsteres Seeleninnenleben, das gut zum rauen Wetter passt.
Kirche Sv. Jakov
Direkt nebenan steht eine kleine Kirche namens Sveti Jakov (zu Deutsch: Heiliger Jakob). Wahrscheinlich wurde sie 1420 von Benediktinern erbaut, aber mit ihrem damaligen Aussehen hat sie nicht mehr viel gemeinsam.
Im Laufe der Geschichte ist das Gotteshaus mehrmals renoviert und 1930 beachtlich erweitert worden. Kunst-Liebhaber kommen auch hier auf ihre Kosten, denn in Sv. Jakov wird die Kopie eines Reliefs der „Pieta“ von Ivan Meštrović aufbewahrt. Dieser berühmte kroatische Bildhauer und Architekt hat in zahlreichen Orten des Landes seine Spuren hinterlassen.
Kirche Unserer Lieben Frau der Verkündigung
Ob man nun gläubig ist oder nicht, Kirchen sind architektonisch eindrucksvolle Zufluchtsorte in Opatija bei schlechtem Wetter. Die etwas höher gelegene Kirche Unserer Lieben Frau der Verkündigung heißt auf Kroatisch Navještenje Blažene Djevice Marije.
Sie hat wesentlich weniger Jahre auf dem Buckel als Sv. Jakov: 1906 wurde sie nach Plänen von Carl Seidl im neoromanischen Stil errichtet. Auffällig ist ihre grüne Kuppel, durch die etwas Licht ins Innere fällt. Bei meinem Besuch zeigt sich kaum ein Sonnenstrahl am Himmel, so dass ich durch eine ziemlich dunkle Halle schreite.
Wenn in Opatija die Sonne scheint
… kann man das Schreiten auf die zwölf Kilometer lange Seepromenade Lungomare zwischen Volosko und Lovran verlegen. Außerdem habe ich im März einen Geheimtipp für Spaziergänge in Opatija und Umgebung entdeckt: den Waldweg Carmen Sylva, der nach dem Künstlernamen der rumänischen Königin Elisabeth benannt ist.
Nur eines mag ich in Opatija gar nicht – Baden an den vielen zubetonierten Stränden! Ich setze einfach auf mehr Natürlichkeit und halte mich daher in diesem kroatischen Küstenort eh lieber außerhalb der Badesaison auf. (as)
Kommentare