Zweimal Krka Wasserfälle mit organisierten Gruppen – jetzt muss auch mal was Individuelles her, denke ich mir am 6. Juni in Šibenik. Eine Bootstour im Krka Nationalpark peile ich an, damit ich die Klosterinsel Visovac und den Wasserfall Roški slap zu Gesicht bekomme.
Von Šibenik fahren öffentliche Busse nach Skradin, im Juni noch ein bisschen seltener als während der Hauptsaison. Ich habe Glück, einen um neun Uhr morgens zu erwischen. Das Ticket kostet pro Richtung 24 Kuna (drei Euro und ein paar Zerquetschte) und die Fahrt dauert ungefähr eine halbe Stunde. Von Skradin soll sogar ein Boot kostenlos in den Krka Nationalpark schippern, habe ich gelesen.
Bootsfahrt von Skradin zum Skradinski Buk
Richtigstellung: Kostenlos ist die Fahrt nur dann, wenn man in einem modernen Besucherzentrum für 110 Kuna ein Ticket für die Besichtigung der Krka Wasserfälle kauft. Gemeint ist der Rundweg mit der Badestelle am berühmten Skradinski buk, das Ticket für eine Bootsfahrt im Krka Nationalpark könne ich später im Park extra lösen, erklärt mir ein Verkäufer.
An den Kassen herrscht schon kurz nach halb zehn reger Andrang und auf dem Ausflugsboot von Skradin werden Menschen quasi übereinandergestapelt. Eine beschauliche Flusspartie stelle ich mir anders vor! Um keine Klaustrophobie-Attacke zu bekommen, konzentriere ich mich auf das türkis leuchtende Wasser und die majestätischen Karstfelsen am Ufer. Nach rund 20 Minuten in der Sardinenbüchse habe ich es überstanden: Das Boot legt in der Nähe der Badestelle an.
Extra-Ticket für die Bootstour im Krka Nationalpark
Ich ziehe schnurstracks am Skradinski buk vorbei, überquere die Holzbrücke und folge dem Wegweiser mit der Angabe, dass noch 30 Gehminuten bis zur Bootstour im Krka Nationalpark vor mir liegen. Ganz so lange dauert es nicht. Am Rande des Parkplatzes für Reisebusse entdecke ich ein Tickethäuschen und ich werde auch sofort von einem der Park-Ranger angesprochen, ob ich nach Visovac und zum Roški slap fahren möchte. Der vierstündige Bootsausflug kostet 130 Kuna.
Nur wenige Parkbesucher folgen dem schmalen Waldweg zur Bootsanlegestelle. Auf dem Mini-Luftkissenboot von Kapitän Ante versammeln sich gerade mal acht Passagiere aus Deutschland, Österreich und Brasilien – eine ganz andere Geschichte als auf dem Skradin-Zubringer!
Die Bootstour im Krka Nationalpark gleicht einer Meditation. Wir gleiten über kräftig türkis schimmerndes Wasser, an den Ufern erheben sich dichte Wälder und Karstfelsen. Durch diese weite Landschaft könnte ich mich eine Ewigkeit treiben lassen, ohne dass sich Langeweile in mir breit machen würde. Mein Glück wird nur durch meine Kamera getrübt. Der Akku hat sich entladen, so dass ich zum Fotografieren mit meinem alten Handy vorliebnehmen muss.
Besuch der Insel Visovac
Nach über 30 Minuten erreichen wir die Insel Visovac. Auf dem idyllischen Eiland befindet sich ein Franziskanerkloster. Im 14. Jahrhundert wurde Visovac ursprünglich von Augustiner-Mönchen besiedelt, die dort zu Ehren des Apostels Paulus ein kleines Kloster mit Kirche errichteten. Die Franziskaner übernahmen und vergrößerten den Komplex, ein neues Kloster wurde im 18. Jahrhundert gebaut.
Heute studieren auf Visovac auch Priester-Anwärter aus Split, erzählt eine Inselführerin, die nach der Ankunft eine kurze geschichtliche Abhandlung vermittelt. Danach haben wir eine knappe halbe Stunde Zeit, um über die Insel zu spazieren, die Kirche und das Museum zu besuchen. In letzterem werden jahrhundertealte Bücher, historische Dokumente und archäologische Funde aufbewahrt.
Nach dem Aufenthalt geht die Reise weiter zum Roški slap. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir eine grandiose Felspforte – ein Massiv am Ufer ist imposanter als das andere! Ante erlaubt sich am Wasserfall einen kleinen Scherz und fährt so dicht an ihn heran, dass wir eine erfrischende Dusche abbekommen.
Restaurants an der Mühle beim Roški slap
An der Mühle in unmittelbarer Nähe machen wir Mittagspause. Dort gibt es zwei Restaurants – der Captain nimmt mich kurz zur Seite und steckt mir auf Kroatisch, dass ich ins obere einkehren solle. In diesem Lokal sei alles hausgemacht. Ich befolge seinen Rat und bestelle einen Käseteller mit Oliven, Salat und Brot. Auf jeden Fall fühle ich mich hinterher gesättigt und der Kellner ist wirklich sehr freundlich.
Oberhalb der Mühle bestehen Parkmöglichkeiten für alle, die den Roški slap per Auto ansteuern wollen. Man trifft auch einige Wanderer – immerhin bietet der Krka Nationalpark so viel mehr Schätze als nur die Badestelle am Skradinski buk! Da lohnt es sich, einen ausgiebigen Streifzug durch die Natur zu machen.
Keine Bade-Einschränkungen am Skradinski buk
Auf dem Rückweg koste ich die phänomenalen Ausblicke bei der Bootstour im Krka Nationalpark noch mal voll aus. Um dann einen völlig überfüllten Skradinski buk zu erleben! Der Badestrand gleicht einem öffentlichen Freibad und die Souvenirs an den vielen Buden davor schreien „Made in China“.
Wie kroatische Medien kurz zuvor berichtet hatten, sollte angeblich flussabwärts ab Juni ein Badeverbot eintreten – zum Schutz der Besucher und der Umwelt. Ein Schild verkündet die Wahrheit: Diese nicht gerade effektive Einschränkung gilt keinesfalls während der Hauptsaison und erst wieder ab Herbst. Was für ein Schildbürgerstreich!
Bummeln in Skradin
Ich werde es wohl nicht ändern können, dass diese Naturschönheit aus Profitgier dem Massentourismus geweiht wird! Um ein Zeichen zu setzen, habe ich allerdings alle organisierten Bustouren zu den Krka Wasserfällen aus dem Programm genommen. I do it my way, um mal den Evergreen von Frank Sinatra zu zitieren.
Vor der Bootsanlegestelle für den Dampfer nach Skradin bildet sich eine immer länger werdende Schlange. Ich habe Glück und ergattere auf der Fähre um 15:30 Uhr noch einen Platz am Oberdeck. Der Pförtner zählt die Passagiere gründlich ab. Anscheinend kommt noch ein zweites, um dem Andrang gerecht zu werden.
Bis zur Abfahrt des Busses nach Šibenik um 17 Uhr habe ich über eine Stunde Zeit. Ich bummele durch die malerischen Gassen von Skradin, klettere hoch zur Ruine der Festung, freue mich über die Aussicht und kaufe mir ein neues Kleid. Das Städtchen ist wirklich ein Super-Ausgangspunkt für eine Bootstour im Krka Nationalpark – zumindest außerhalb der Haupt-Reisesaison … (as)
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