Ein Tag an den Plitvicer Seen im Winter

Plitvicer Seen im Winter

Intensiv türkis schimmerndes Wasser, sprudelnde Wasserfälle, hohe Karstfelsen und grün belaubter Wald – so kennt man den Nationalpark Plitvice, wenn man ihn im Sommer besucht. Die Plitvicer Seen im Winter bieten ein ganz anderes Bild: Im Januar und Februar wimmelte es auf Instagram nur so vor Bildern einer märchenhaften Eislandschaft mit zugefrorenem großen Wasserfall (Veliki slap).

Die letzten Auswüchse des Winters begutachte ich am 16. März dann live vor Ort. Zwar hat die Schneeschmelze schon eingesetzt, aber ganz verschwunden ist die weiße Pracht noch lange nicht. Als ich am Morgen von den Ethno Houses Plitvica Selo zum Eingang 3 des Nationalparks spaziere, mache ich um Haaresbreite eine Kehrtwende.

Plitvicer Seen im Winter
Foto: Kroatien-Liebe

Schneeschmelze an den Plitvicer Seen im Winter

Regen und Sturm peitschen mir von allen Seiten entgegen, über den Felsen staut sich Nebel und das Wasser strahlt intensiv grau. Stellenweise wären fette Moon Boots oder gepolsterte Gummistiefel das passende Schuhwerk, denn auf Teilen des Waldwegs ist der Schnee noch nicht weggeräumt oder man versinkt im Matsch.

Anstatt umzukehren, setze ich das Abenteuer Plitvicer Seen im Winter, der eigentlich Frühling sein sollte, fort. Glücklicherweise hat sich der Himmel schnell ausgeheult, die Sonne lässt sich blicken und zaubert wieder Türkis auf die Wasseroberflächen. Nicht so einen kräftigen Farbton wie im Sommer, doch man bekommt ein Gefühl von Vorfreude auf die warme Jahreszeit.

Unter mir auf dem Holzsteg tobt das Wasser. Durch das Tauwetter ist der Pegel stark angestiegen und das tosende Rauschen der Kaskaden erzählt von der Macht der Natur. Manche Besucher respektieren sie nicht: Immer wieder entdecke ich am Wegesrand Plastikabdeckungen von Coffee-to-Go-Bechern oder weggeworfenes Butterbrot-Papier.

Regenbogen an den Plitvicer Seen
Foto: Kroatien-Liebe

Viele Asiaten-Reisegruppen auch im März

Wer nämlich glaubt, im Winter habe man die Plitvicer Seen für sich alleine, der erlebt allerspätestens am Veliki slap das genaue Gegenteil. Eine Asiaten-Reisegruppe nach der anderen wird schon im März durch den Park geschleust. Mit ihren Selfie-Sticks tummeln sie sich besonders gerne vor Wasserfällen und plappern lautstark durcheinander. Eine Form von Konsumterror oder wollen sie wirklich die Schönheit der Natur genießen?

Plitvicer Seen Veliki slap
Foto: Kroatien-Liebe

Da lese ich doch neulich in der U-Bahn im Berliner Fenster, dem Fahrgast-TV der wundervollen deutschen Hauptstadt, dass es in Japan 100-minütige Europa-Reisen mit Virtual-Reality-Brille gebe – vielleicht auch bald für Plitvice mit ewig währendem Sonnenschein … Es hilft aber wohl alles nichts, der Andrang auf das UNESCO Weltnaturerbe wird bleiben und wahrscheinlich nach dem kroatischen Tourismusrekord 2017 noch weiter ansteigen.

Bootsfahrt Plitvicer Seen im Winter
Foto: Kroatien-Liebe

Eintrittskarten im Winter nur an Eingang 1

Andrang herrscht ebenfalls an der Kasse. Da an Eingang 2 und 3 zurzeit keine Eintrittskarten für den Nationalpark verkauft werden, schlendere ich erst einmal eine ganze Weile zu Eingang 1, wo ich mir für aktuell 55 Kuna ein Tagesticket besorge (Eintrittspreise für 2018 hier). Mit der Karte kann ich die entspannende Bootsfahrt (P1) über den Kozjak-See machen.

Am Ende der Reise würde ich gerne mit der Fähre P2 zu den oberen Seen weiterschippern. Diese Freude bleibt mir verwehrt: Wegen Schnee und Tauwasser ist dieser Teil des Parks gerade gesperrt. Fürchterlich traurig und enttäuscht bin ich nicht, denn immerhin war ich bereits im Juni 2015 mega-fasziniert von Winnetous Silbersee-Landschaft. Nun weiß ich: An den Plitvicer Seen im Winter muss man wetterbedingt hin und wieder mit Einschränkungen rechnen.

Am nächsten Morgen regnet es übrigens Bindfäden in Kroatien, und zwar für den Rest des Tages. Als ich an der Bushaltestelle gegenüber von Eingang 1 warte, beobachte ich Gruppen, die in Regenmänteln zum Kassenhäuschen strömen … Was hatte ich doch wieder für ein Glück! (as)

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Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

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