Kroatien ist um ein wichtiges Tierschutzprojekt ärmer geworden: Ende 2016 musste das Greifvogel-Schutzzentrum Grifon seine Pforten für immer schließen (Kroatien-Liebe berichtete am 3. Januar). Cornelia Kruchten ist eine der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die mit Riesen-Engagement für das Überleben der Gänsegeier und anderer Greifvögel in der Kvarner Bucht gekämpft haben.
Im Interview erzählt sie von ihren Einsätzen in der Rettungsstation und von einer Idee, mit der sie den Vogelschützern finanziell unter die Arme greifen möchte.
Interview mit Cornelia Kruchten, freiwillige Helferin bei Grifon
Kroatien-Liebe: Du hast Dich als freiwillige Helferin für das Greifvogel-Schutzzentrum Grifon in Crnika südlich von Senj stark gemacht. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Cornelia: Als ich Anfang 2014 meinen Arbeitsplatz nach über 13 Jahren verloren hatte, nahm ich mir vor dem Wechsel in die „Transfergesellschaft“ kurz entschlossen eine Auszeit. Ich fuhr für einen Kurztrip nach Kroatien und besuchte das Zentrum zum ersten Mal.
Einige Wochen zuvor hatte ich im Fernsehen eine Doku über kroatische Naturparadiese und -Projekte gesehen. Unter anderem wurde auch über Geier-Kolonien in der Kvarner Bucht bzw. das Schutzprojekt berichtet. Als ich die Tiere dann in der Rettungsstation sah, war mir sofort klar, dass ich wiederkommen musste. Die Gänsegeier mit einer Spannweite von fast drei Metern waren so imposant!
Wieder daheim, genehmigte mir die Arbeitsagentur ein sechswöchiges Praktikum in der Rettungsstation von Grifon.
Kroatien-Liebe: Was waren Deine Aufgaben im Rahmen dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?
Cornelia: Meine Hauptaufgabe war es, Touristen durch die Ausstellung über Greifvögel zu führen und sie über das Projekt und die Tiere in der Auffangstation aufzuklären.
Da es niemanden gab, der für den Verein Marketing machte bzw. Sponsoring-Anfragen an Firmen schickte, habe ich mir das Wissen kurzerhand selber angeeignet.
Am Schluss hatte ich so viel dazugelernt, dass ich das Design der neuen Infotafeln übernehmen durfte. Sogar die Straßenwegweiser an der kroatischen Küste hatte ich gestaltet. Außerdem entwarf ich erste Illustrationen für ein geplantes Kinderbuch über einen Gänsegeier namens Spaky.
Kroatien-Liebe: Wie oft und wann hast Du die Tierschützer vor Ort unterstützt?
Cornelia: 2014 absolvierte ich das sechswöchige Praktikum. Die Zeit in der „Transfergesellschaft“ endete im März 2015. Da ich trotz aller Workshops und Bewerbungstrainings keinen Arbeitgeber überzeugen konnte, mir eine Chance zu geben, beschloss ich, meine Abfindung “auf den Kopf zu hauen”.
Ich ging also für sechs Monate als Langzeitvolontärin nach Kroatien. Ich glaube, ich habe noch nie so viel gearbeitet wie in der Zeit. Von Montag bis Sonntag, alles freiwillig natürlich. Die Arbeit war so unglaublich erfüllend, da spielte Zeit keine Rolle. Obwohl das Zentrum direkt an der Küstenstraße liegt, kann ich an einer Hand abzählen, wie oft ich im Meer baden war.
Kroatien-Liebe: Gab es bei Deinen Einsätzen bei Grifon besondere Erfolgserlebnisse? Wenn ja, welche?
Cornelia: Ein absolut bewegender Moment war für mich, dass ich einen der Käfige eines gesund gepflegten Geiers öffnen durfte und ihm so den Start in ein neues Leben ermöglichen konnte. Es verging auch kein Tag, an dem ich nicht die Geier und Seeadler hinter den verspiegelten Scheiben beobachtete, wenn gerade keine Besucher im Zentrum waren.
Auch wenn die Besucher am Ende der Führung einen Eintrag im Gästebuch hinterließen und schrieben, was für ein tolles Erlebnis der Besuch für sie war, machte mich das total happy!
Ich werde auch nicht das Gesicht des kroatischen Schulkindes vergessen, das von einem Ohr zum anderen strahlte und zu mir auf Englisch sagte: “Heute ist mein Geburtstag und das beste Geschenk, das ich jemals bekommen habe. Ich freue mich so, hier sein zu dürfen!”
Kroatien-Liebe: Wie reagierten die Einheimischen auf Eure Arbeit?
Unterschiedlich. Die kroatischen Touristen, die meist aus der Hauptstadt Zagreb kamen, waren voller Lob für unsere Arbeit und fanden es klasse, dass es Menschen wie Goran und Marin gibt, die sich so für die heimische Natur einsetzen.
Die Einheimischen vor Ort verhielten sich leider völlig anders. Viele der deutschsprachigen Touristen, die in Senj oder im nahen Dörfchen Sveti Juraj Urlaub machten, fanden unser Zentrum nur aus Zufall, obwohl sie ihre Gastgeber fragten, was man denn in der Gegend unternehmen könne. Wahrscheinlich sahen die Einheimischen das Zentrum als Konkurrenz an. Ich kann es mir nicht so recht erklären, warum von deren Seite keine Unterstützung kam.
Kroatien-Liebe: Das Greifvogel-Schutzzentrum musste am 31. Dezember 2016 leider für immer schließen. Welche Hauptprobleme waren Deiner Meinung nach für das Aus verantwortlich?
Cornelia: Das Hauptproblem ist leider finanzieller Natur. Die kroatische Regierung wollte den jährlichen Zuschuss von 25 Prozent der Kosten für 2017 nicht mehr übernehmen. Ich finde es traurig, dass man anscheinend nicht zu schätzen weiß, was dort für die Natur getan wird. Wenn jetzt ein verunglückter Geier im Meer treibt, ist er verloren.
Was auch kaum zu glauben war: Wir hatten keinen Strom im Zentrum. Zwar wurde immer wieder versprochen, dass wir einen Anschluss bekommen sollten, aber es kam niemand. Letztes Jahr im Sommer konnte eine kroatische Tierschutzinitative endlich das Geld für einen Stromgenerator sammeln. Die Freude darüber währte nur kurz, weil das Zentrum geschlossen werden musste.
Kroatien-Liebe: Siehst Du Möglichkeiten für die Initiatoren, dieses wertvolle Tierschutzprojekt zu neuem Leben zu erwecken?
Cornelia: Ich wünschte, ich könnte die Frage mit “ja” beantworten, aber leider glaube ich nicht mehr daran. Ohne finanzielle Hilfe von großzügigen Sponsoren sehe ich keine Chance. Seit drei Jahren bemühe ich mich, Großspender für das Projekt zu gewinnen. Außer Sachspenden (die natürlich auch sehr hilfreich sind!) konnte ich nichts erreichen!
Wie ich immer sage: Für Delfine oder Bären ist es viel einfacher, Unterstützer zu finden. Aber welches Unternehmen mag sich schon damit rühmen, ein Projekt zum Schutz von Gänsegeiern zu unterstützen? Diese Tiere haben leider zu Unrecht ein schlechtes Image!
Ich hatte auch namhafte Organisation wie den WWF, Greenpeace, BirdLife International, Nabu, LBV und viele andere angeschrieben. Entweder bekam ich gar kein Feedback oder nur ein lapidares “Tolles Projekt. Leider können wir nicht helfen. Viel Glück!” zur Antwort.
Oft feile ich stundenlang an Präsentationen herum, jeden Tag, auch am Wochenende. Es ist sehr enttäuschend und zugleich frustrierend, wenn all die Arbeit umsonst ist und man mit einer kurzen Antwort abgeschmettert wird.
Kroatien-Liebe: Du hast gerade eine eigene kreative Aktion entwickelt, um Grifon finanziell zu unterstützen. Bitte verrate uns mehr darüber!
Cornelia: In meiner Freizeit gestalte ich digitale Tiercartoons. Ich möchte mein Talent einsetzen, um den Verein zu Spenden zu verhelfen. Das soll heißen, dass Tierbesitzer mir ein Foto von Ihrem Tier schicken können. Ich werde es als Cartoonfigur gestalten.
Als Honorar stelle ich mir 130 Euro vor. Ich werde das Geld zu 100 Projekt an den Verein Grifon überweisen. Der Nachweis wird natürlich erbracht. Natürlich kann der Auftraggeber das Geld auch direkt auf das Konto des Vereins überweisen.
Grifon wird im Mai 2017 wieder die jungen Gänsegeier in den Nestern beringen. Dieses Jahr könnte der Meilenstein von 1.000 beringten Tieren erreicht werden! Daher hoffe ich, dass sich möglichst viele Spender finden.
Kroatien-Liebe: Wo wirst Du Deine Cartoons anbieten?
Cornelia: Meine bisherigen Cartoons präsentiere ich auf diesem Blog: http://digital-cartoons.blogspot.de/
Dort werde ich dann auch die Auftragsarbeiten veröffentlichen.
Kroatien-Liebe: Wie können Interessenten mit Dir in Kontakt treten, um solch eine Zeichnung zu bekommen?
Cornelia: Die Interessenten können mir ein Foto von ihrem Tier per E-Mail schicken. Es sollte darauf möglichst komplett zu sehen sein. Gerne auch mehrere Fotos aus verschiedenen Perspektiven! Außerdem wäre es nett, wenn sie mir ein wenig über ihr Tier schreiben, welche Eigenheiten und Vorlieben es hat.
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