Kroatien im EM-Fieber 2021

Nach dem fulminanten zweiten Platz bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2018 ist Kroatien derzeit im EM-Fieber. Die Fans feiern wieder einmal Freudenfeste, denn trotz seiner relativ jungen FIFA-Geschichte ist das kroatische Nationalteam für viel Herzblut und Ausdauer bekannt.

In der Vorrunde machte dem langjährigen Trainer Zlatko Dalić zwar eine fehlende Chemie in der Mannschaft zu schaffen, dennoch zählen Vatreni (zu Deutsch: die Feurigen) zu den Geheimfavoriten des Turniers. Schließlich ist der kroatische Kampfgeist immer für eine Überraschung gut.

Kroatischer Fußball mit Herz

Kroatiens internationale Fußballgeschichte fing im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ spät an. Erst 1941 wurde der kroatische Fußballverband offiziell in die FIFA aufgenommen. Als Kroatien vier Jahre später in die föderative Volksrepublik Jugoslawien eingegliedert worden war, führte dies zum jahrzehntelangen Abbruch der FIFA-Mitgliedschaft.

Mit der kroatischen Unabhängigkeit im Jahr 1991 fiel der Startschuss für ein äußert erfolgreiches Fußballnationalteam, dem mit Ausnahme der EM 2000 und der WM 2010 die Qualifikation zu jedem großen Turnier gelungen ist. Seine bisher größten Erfolge waren der Vize-Weltmeistertitel bei der WM 2018 und die Drittplatzierung bei der WM 1998. Bei der EM erreichten die Kroaten 1996 und 2008 das Viertelfinale.

Obwohl Kroatien mit knapp über vier Millionen Einwohnern zu den kleineren Staaten in Europa gehört, schafft es das Land kontinuierlich, Spitzenfußballer auszubilden, die sowohl auf der Vereinsebene als auch im Nationalteam Top-Leistungen bringen. Dahinter steckt die ungezügelte kroatische Liebe zum Sport. Wenn nicht vor der Haustür gekickt wird, dann sicher im Sportunterricht. Das fördert den Ehrgeiz, den Teamgeist und die gegenseitige Akzeptanz der Spieler untereinander.

Genau dies spiegelt sich in der Spielweise der kroatischen Nationalelf wider. Jeder Torschuss ist ein Akt der Leidenschaft, jedem Ball wird hinterhergejagt, und zwar bis in die Nachspielzeit. Das Team schafft es stets, auch jenseits der regulären 90 Minuten die Zuschauer mit großartigem Fußball zu begeistern. Dabei steht grundsätzlich das Wohl der Mannschaft im Mittelpunkt, obwohl die einzelnen Stars in unterschiedlichen Vereinen der Welt spielen.

Geschuldet ist dies natürlich auch der kroatischen Mentalität, die von Nationalstolz geprägt ist. Befindet sich die Mannschaft im Rückstand? Dann wird bis zum Umfallen gerannt. Und nach einem verlorenen Match muss im nächsten Spiel sofort eine Wiedergutmachung für die Fans her.

Kroatien als Geheimfavorit für die EM

Die Erfolge bei internationalen Turnieren und der für Kroatien typische Kampfgeist machen das Nationalteam zum Geheimfavoriten der diesjährigen Europameisterschaft – auch wenn einige Bedenken da sind, was in der Online-Wettquote von 2,20 auf Betway für das Spiel Kroatien gegen Tschechien zum Ausdruck kommt. (Stand: 11. Juni 2021)

Der Grund dafür ist, dass das Team dieses Jahr mit internen Problemen zu kämpfen hatte. Wie Südwest Presse berichtete, veranlasste Trainer Dalić nach 2018 den Aufbau eines neuen Kaders für die EM, weil einige Schlüsselspieler der WM zurückgetreten waren. Leider hat dieser Prozess nur teilweise funktioniert. Vatreni schafften zwar die Qualifikation für die Europameisterschaft, doch die Zusammenarbeit zwischen alten und neuen Spielern fehlte in einigen Situationen. Das hatte zur Folge, dass das Team oftmals nicht eingespielt wirkte.

Pessimismus ist jedoch komplett fehl am Platz. Teaminterne Probleme gab es auch 2018, weshalb kaum jemand Kroatien den Einzug ins Endspiel zugetraut hatte. Aber falsch gedacht! Mit Spiellust, Ehrgeiz und Ausdauer bezwangen Vatreni einen Gegner nach dem anderen, einschließlich England im Halbfinale.

Dieser Meilenstein schenkt der Mannschaft dieses Jahr eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und den Fans die Hoffnung auf mehr. Zwar wirkt sie aktuell etwas instabil, doch im Verlauf der EM könnte der starke Wille zum Sieg die Spieler erneut zusammenschweißen. Spannende Spiele sind auf jeden Fall garantiert, wie Kroatiens kurze Turniergeschichte immer wieder gezeigt hat.