Naturpark Kopački rit: Europas Amazonas

Kopacki rit

Kroatien ist das Land der Natur- und Nationalparks. Ein nicht ganz so bekannter Naturpark liegt im äußersten Osten an der Grenze zu Ungarn und Serbien: Kopacki rit. Dieses 177 Quadratkilometer umfassende Naturparadies ist eines der größten erhaltenen europäischen Sumpfgebiete und wird wegen der zahlreichen Flussarme und Seen zwischen Donau und Drava (Drau) auch als Europas Amazonas bezeichnet.

In dem riesigen Feuchtbiotop in der Nähe von Osijek hat sich eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt angesiedelt, davon allein 296 Vogelarten. In diesem Teil von Kroatien gibt es auch keinen Massentourismus, der die Flora und Fauna stören würde. Was allerdings Naturschützern ziemlich heftig aufstößt, ist die Tatsache, dass im Kopački rit Jagen und Angeln erlaubt ist.

Ein achtsamerer Umgang mit dem Naturpark sind ausgedehnte Spaziergänge und Radtouren, die Ihr hier bei Kroatien-Liebe buchen könnt. Anfang September in meiner Osijeker Unterkunft Maksimilian leihe ich mir also ein Mountainbike aus und radele erst einmal bis Kopačevo, wo sich der offizielle Eingang zum Park befindet. Die ungefähr zehn Kilometer lange Strecke können ungeübte Radler leicht meistern, es gibt keine wirklichen Anstiege.

Kormorane im Naturpark Kopacki rit
Foto: Kroatien-Liebe

So viel kostet der Eintritt in den Naturpark

Hinter dem Ortsausgang des Dorfes Kopačevo schließe ich meinen fahrbaren Untersatz ab, denn auf den Holzstegen im Kopacki rit sind Fahrräder verboten. Der Eintritt für den Spaziergang kostet 10 Kuna (etwa ein Euro und ein paar Zerquetschte), für eine Bootsfahrt zahlt man 150. In dem Bootsticket ist aber auch der Spaziergang inklusive.

All das weiß ich bei meiner ersten Stippvisite noch nicht. Die Dame an der Kasse erklärt mir, dass es an dem Tag keine Gruppentouren per Boot gebe. Ich bin wahrhaftig die einzige Besucherin weit und breit! Ein Austausch mit Slawonien-Insidern am Abend bei Facebook bringt Licht ins Dunkel: Einzelpersonen und Minigruppen wie Familien oder Paare können auch ein kleines Boot mit Guide mieten. Mit diesem Wissen strampele ich am übernächsten Tag zurück zum Park.

Spaziergang im Naturpark Kopacki rit
Foto: Kroatien-Liebe

Spaziergang durch den Kopački rit

Bei leichtem Regen spaziere ich über die Holzplanken, wie ich sie aus Plitvice, von den Krka Wasserfällen oder dem sumpfigen Tegeler Fließ im Norden von Berlin kenne. Landschaftlich erinnert mich der Rundweg stark an letzteres! Die Tropfen von oben stören mich nicht, hin und wieder lugt eine Schildkröte zwischen den Seerosen hervor. Wie viele Tiere sich in dem hohen Schilf verbergen, kann ich nur erahnen. Sie zeigen sich mir nicht. Die Plankenwege haben verschiedene Abzweigungen. Am Ende bin ich jede einmal gegangen, gefühlt ist der Rundweg im Naturpark Kopacki rit kaum länger als zwei Kilometer.

Bootsfahrt im Naturpark Kopacki rit
Foto: Kroatien-Liebe

Bootstour im Naturpark Kopacki rit

Wenn man der schmalen Straße neben dem Parkplatz etwa einen Kilometer folgt, gelangt man zur Bootsanlegestelle. Die grünen Dampfer für Reisegruppen warten verlassen am Seeufer auf Touris, die nicht kommen. Hier habe ich eine Verabredung mit Damir, der mich in die feuchte Wildnis geleitet. Zwei Wermutstropfen hat diese Bootsfahrt allerdings: Das Motorboot macht Krach! Warum werden keine Elektroboote eingesetzt? Außerdem ist die Tour wegen Niedrigwasser viel kürzer als im Mai oder Juni. Damit kann ich aber leben.

Bootstour im Naturpark Kopacki rit
Foto: Kroatien-Liebe

Damir kennt anscheinend sämtliche Vögel, die über unseren Köpfen und am Ufer flattern, auf den Bäumen rasten und im Schilf verschwinden. Er weist mich auf Spezies hin wie Seeadler, Kormorane, Graureiher oder schwarze Störche. Wenn man Glück hat, bekommt man auch Säugetiere zu Gesicht. So wie wir: Am Flussufer entdecken wir einen Schakal. Dieser Wildhund in wolfsähnlicher Gestalt verhält sich sehr scheu und ist so schnell wieder weg, wie er aufgetaucht ist. Die Bäume spiegeln sich im Wasser. Sobald die Sonne durch die Wolken blitzt, entstehen wunderschöne Farbspiele. Ich atme tief durch und möchte in den Landschaftsbildern versinken.

Naturpark Kopacki rit Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Regelmäßige Pausen einplanen

Ist man im Naturpark Kopacki rit mit dem Fahrrad unterwegs, nimmt man ihn viel intensiver wahr, als wenn man ihn mit dem Auto durchquert. Dafür akzeptiere ich auch gerne meinen irgendwann schmerzenden Allerwertesten, der Sattel ist nämlich hart und total unbequem! Gegen diese Wehwehchen helfen regelmäßige Pausen, zum Beispiel zum Mittagessen im Restaurant Kormoran ein bis zwei Kilometer hinter der Bootsanlegestelle. Sehr empfehlenswert! Nach dem Mahl kann man einen Blick auf die sogenannte Kormoran-Insel werfen.

Sumpf im Naturpark Kopacki rit
Foto: Kroatien-Liebe

Tito-Residenz Jagdschloss Tikveš

Mein Weg führt weiter Richtung Kozjak. Rechts des Weges fließt ein mit Seerosen bewachsener Bach, wo sich Schwäne und Angler tummeln. Links davon erstrecken sich Sonnenblumenfelder. Meine nächste Station ist das Jagdschloss Tikveš. Verlassen und im Unabhängigkeitskrieg von der Jugoslawischen Volksarmee ausgeplündert, versteckt es sich im Wald.

Dabei hat es schon wesentlich prunkvollere Zeiten erlebt. Im 19. Jahrhundert wurde es von Eugen von Savoyen erbaut, dem damaligen Eigentümer der Region Baranja. Verschiedene Adlige reichten sich in Tikveš die Klinke in die Hand und nach 1945 diente das Schloss als eine der zahlreichen Residenzen von Tito. In der unmittelbaren Umgebung soll es Jugoslawiens Staatschef Spaß gemacht haben, wehrlose Wildtiere abzuknallen.

Schloss Tikves Kroatien
Foto: Kroatien-Liebe

Öko-Zentrum Zlatna Greda

Kaum ein Auto überholt mich oder kommt mir auf meinem Weg durch den Wald nach Zlatna Greda entgegen. Hin und wieder halte ich an, wenn mich die Landschaft richtig in ihren Bann zieht. Als ich mein Ziel erreicht habe, gehe ich ein Stück auf einem Waldweg spazieren. Am Öko-Zentrum von Zlatna Greda kann man ebenfalls in einem Abenteuerpark klettern, sich Kajaks ausleihen, in dem Haus essen, Kaffee trinken und übernachten.

Hier beginnt ein besonders idyllischer Streckenabschnitt nach Batina. Das ist jedoch eine andere Geschichte, die ich Euch demnächst erzählen werde. Erst einmal radele ich von Zlatna Greda zurück nach Osijek. (as)

Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

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