Sieben Fälle im Kroatischen: Achtung, Grammatik!

Sieben Fälle im Kroatischen

Wenn Du anfängst, Kroatisch zu lernen, wirst Du in den ersten Wochen und Monaten neue Daten-Autobahnen im Gehirn bauen. Der Hauptgrund dafür ist die kroatische Grammatik, die sich von der deutschen stark unterscheidet. Erstens gibt es sieben Fälle im Kroatischen statt vier. Zweitens fehlen die Artikel, mit denen die einzelnen Fälle ausgedrückt werden. Stattdessen verändern sich die Wortendungen – abhängig vom jeweiligen Fall.

Ein grammatikalischer Fall beschreibt die Funktion von Wörtern in einem Satz. Beispiele im Deutschen:

der Bruder (Nominativ = Subjekt)
des Bruders (Genitiv)
dem Bruder (Dativ = indirektes Objekt)
den Bruder (Akkusativ = direktes Objekt)

Im kroatischen kommen noch drei weitere Fälle hinzu: der Lokativ (Ortsfall), der Vokativ (Anredefall) und der Instrumental (Womit-Fall).

Am einfachsten zu lernen ist im Kroatischen der Nominativ, denn es handelt sich um die unveränderte Form von Substantiven. Der Dativ und der Lokativ haben die gleichen Fall-Endungen, so dass man sich nur eine zu merken braucht. Der Akkusativ- und der Genitiv sind für Lernanfänger etwas komplizierter, vor allem weil männliche Menschen und Tiere im Akkusativ die Genitiv-Endung -a annehmen. Der Instrumental folgt unter anderem auf das das Wörtchen „mit“ (= sa).

Sprach-Beispiele für die sieben Fälle im Kroatischen

Nominativ:

Ovo je moj brat. – Das ist mein Bruder.

Genitiv:

Boja stola je crvena. – Die Farbe des Tisches ist Rot.
Das maskuline Substantiv „stol“ (Tisch) nimmt im Singular die Genitiv-Endung -a an.

Zastava Hrvatske – Kroatiens Flagge
Die Genitiv-Endung für weibliche Substantive im Singular ist -e.

Dativ:

Dala sam bratu poklon. – Ich (als weibliches Wesen) gab dem Bruder ein Geschenk. Maskuline Dativ-Endung im Singular = -u. Diese Regel gilt auch im Neutrum.
Dala sam sestri poklon. – Ich gab der Schwester ein Geschenk. Feminine Dativ-Endung im Singular = -i.

Akkusativ:

Vidiš li moga brata? – Siehst du meinen Bruder?
Merke: Die maskuline Akkusativ-Endung entspricht im Singular bei Personen und Tieren dem Genitiv!

Vidiš li moju sestru? – Siehst du meine Schwester?
Feminine Akkusativ-Endung im Singular = -u.

Promijenila sam moje ime. – Ich habe meinen Namen geändert.
Bei Substantiven im Neutrum gleicht die Fall-Endung im Akkusativ dem Nominativ.

Lokativ:

Živim u Berlinu. – Ich wohne in Berlin.
Die Lokativ-Endung für männliche Substantive ist -u.

Živim u Rijeci. – Ich wohne in Rijeka.
Siehe Dativ! Bei der weiblichen Fall-Endung im Lokativ existiert eine zweite Möglichkeit, die bei zahlreichen Ländern zum Einsatz kommt, zum Beispiel:

u Hrvatskoj – in Kroatien
u Njemačkoj – in Deutschland
u Francuskoj – in Frankreich

Instrumental

Jedem burek sa sirom. – Ich esse Burek mit Käse.
Die Instrumental-Endung im Singular ist -om.

Idem vlakom. – Ich fahre mit dem Zug.
vlak + -om

Vokativ

Auch die Anrede benötigt im Kroatischen Fall-Endungen. Bei weiblichen Vornamen, die auf -a enden, entfällt sie inzwischen. In vergangenen Zeiten hätte mich ein Kroate (oder eine Kroatin) wohl mit Anniko (Endung -o) angeredet. Das kroatische Pendant meines Namens, Anica, wird im Vokativ zu Anice – wie alle weiblichen kroatischen Vornamen mit Endung -ica.

Männliche kroatische Vornamen, die auf -o enden, bleiben im Vokativ unverändert. Enden sie stattdessen auf -n, wird -e angehängt. Beispiel:

Zbogom, dragi Gorane! – Lebwohl, lieber Goran!

Klingt das alles kompliziert? Ja, ist es auch, aber man kann es mit Motivation und Willenskraft lernen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es noch viel schwierigere Sprachen gibt. Das Finnische beispielsweise hat 15 Fälle, dagegen sind die sieben Fälle im Kroatischen echt ein Klacks! (as)

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Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

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