Die Mezzosopranistin Anna Aliena scheint sich mit dem HR-Virus infiziert zu haben. Für alle, die von dieser „Krankheit“ noch nichts wissen: Man könnte sie auch Kroatien-Liebe nennen!
Die Sängerin und Komponistin aus Berlin veröffentlicht am 15. April 2016 ein digitales Album namens Serenada (Go!Diva Records) mit sieben klassischen Lieder des kroatischen Komponisten Josip Hatze.
Anna Aliena und das kroatische Liedgut
Ihre erste gesangliche Berührung mit der kroatischen Sprache hatte Anna Aliena im Sommer 2015, als sie nach einem Urlaub in Kroatien das Lied „Tvoje Plave Oči“ für die EP The Muse produzierte. Wie sie auf ihrer Website schreibt, war sie damals dem Kroatischen noch gar nicht mächtig.
Hilfe bei der Übersetzung bekam sie von ihrer serbischen Gesangslehrerin Nena und einem kroatischen Fan. Die Gesangslehrerin war es auch, die ihr das Repertoire von Hatze vorschlug.
Es kam, wie es kommen musste: Anna Aliena wollte mehr Kroatisch. Nach dem Sehnsuchtssong aus dem Urlaub traf sie schnell die Entscheidung, sich in Eigenregie Sprachkenntnisse anzueignen und als nächstes eine Klassik-Platte aufzunehmen: Serenada.
Keine kroatischen Wurzeln
„Meine Lehrerin findet es ziemlich ungewöhnlich, dass ich als Deutsche Kroatisch singe“, erzählt Anna Aliena. „Schließlich habe ich in diesem Leben keine kroatischen Wurzeln.“
Sie kann sich aber vorstellen, in Zukunft den einen oder anderen kroatischen Song zu schreiben, weil ihr der Klang der Sprache so gut gefällt.
Früher fühlte sich die Sängerin mit Englisch am Wohlsten. Mit der plötzlichen Affinität für Kroatisch änderte sich Schlag auf Schlag auch ihr Stil. Während Anna Aliena 2014 noch als trashig bunte Kunstfigur mit pinkfarbener Perücke Streifzüge durch die Berliner Kunstszene gemacht und schrille, laszive Töne von sich gegeben hatte, posierte sie für das Plattencover von The Muse auf einmal elegant mit Echthaar vor einem Sonnenuntergang am Meer in Kroatien.
Woher kommt dieser krasse Sinneswandel? Ich wollte es ganz genau erfahren und Anna antwortete mir: „Karma? Vielleicht habe ich in einem früheren Leben in Kroatien gelebt.“
Serenada erzählt von unerfüllter Liebe
Die Lieder auf dem Klassik-Album Serenada hat Anna Aliena so zusammengestellt, dass sie von einer unerfüllten Liebe erzählen. Das letzte Lied „Suzi“ ist einer Träne gewidmet.
Passend zu diesem traurigen Titel inszeniert sich die Künstlerin im dazugehörigen Musikvideo in Schwarzweiß. Das Kostüm und das Make-Up erinnern an den 1983 verstorbenen deutschen Pop-Countertenor Klaus Nomi, mit dem Anna Aliena in der Vergangenheit häufig verglichen worden ist.
Ich habe ein paar Recherchen betrieben und keine andere deutsche Sängerin ausfindig machen können, die sich den Werken von Josip Hatze verschrieben hat.
Anna Aliena ist jedoch nie dem Mainstream gefolgt und kann mit dem musikalischen Einheitsbrei aus Deutschland nichts anfangen. Schon als Front-Frau des Duos ShirayasDream, das sich Anfang 2011 aufgelöst hat, ging sie konsequent eigene Wege und kreierte zusammen mit ihrem Kollegen Oliver Höhne den sogenannten Alien Pop.
Als Solokünstlerin verfeinerte sie ihr Genre, von dem sie momentan nicht weiß, ob sie es in alter Form fortsetzen möchte. Menschen entwickeln sich eben weiter und manchmal führt der Weg durch Kroatien zur kroatischen Musik und schließlich zu ganz neuen Ufern. Wir dürfen gespannt sein, was wir als nächstes von Anna Aliena zu hören bekommen. (as)
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