Seit dem 1. Juni ist der Campingplatz auf der Insel Veruda geöffnet. Das leicht herzförmige Eiland gehört zur Stadt Pula und trägt den Beinamen Fratarski Otok (zu Deutsch: Mönchsinsel). Im 18. Jahrhundert hatten sich dort tatsächlich Mönche in einem Kloster angesiedelt, heute nutzen Einheimische die Insel während der Urlaubssaison als Rückzugsort.
Veruda liegt gegenüber dem Hafen Bunarina, wo im Sommer die beliebte Bootstour zum Kamenjak beginnt. Am 25. Mai, noch vor dem Eintreffen der ersten Gäste, düse ich mit Irena, dem Insel-Verwalter und einem deutschen Reiseunternehmer im Motorboot hinüber. Während der Urlaubssaison gibt es eine reguläre Fährverbindung. Viele Einwohner der Stadt hätten allerdings ihr eigenes Boot, mit dem sie am flexibelsten seien, erzählt mir Irena. Immerhin gingen die Camper tagsüber zur Arbeit und kämen abends zurück. “Hier haben sie ihre Ruhe vor den Touristen-Massen”, betont sie.
![Bootssteg auf Fratarski Otok](http://www.kroatien-liebe.com/wp-content/uploads/2019/06/steg-1024x683.jpg)
Naturbelassene Insel Veruda
Die Überfahrt nach “Fratarski” dauert keine zehn Minuten. An einem betonierten Steg legen wir an, vor uns erstreckt sich ein mit grünen Bäumen und Sträuchern überwuchertes Stück Land mit nur wenigen hundert Meter Durchmesser. Flach neigt sich der Kiesstrand zum klaren Meer. Ich trage Sandalen mit Absatz, die sich auf dem Waldboden der Insel Veruda als etwas unpraktisch erweisen. Weder existieren asphaltierte Wege noch fahren Autos.
![Kiesstrand auf der Insel Veruda](http://www.kroatien-liebe.com/wp-content/uploads/2019/06/strand-1024x683.jpg)
“Hier ist noch alles wie vor 50 Jahren”, erklärt Irena. Auf Strom müssten die Camper verzichten. Handys können nur an einem Generator an der Rezeption aufgeladen werden. Wer nachts mal raus muss aus seinem Zelt, benötigt eine Taschenlampe. Ich sehe einen mit Graffiti beschmierten Wohnwagen und ein vereinsamtes, in die Jahre gekommenes Zelt. Die in Steinhäuschen untergebrachten sanitären Anlagen erwecken den Eindruck, als seien sie vor 50 Jahren gebaut und seitdem sich selbst überlassen worden.
![Campingplatz auf der Insel Veruda](http://www.kroatien-liebe.com/wp-content/uploads/2019/06/wohnwagen-1024x558.jpg)
Felsenbuchten und Schatten unter Bäumen
“Deutsche würden hier nicht campen”, meint meine Begleiterin. “Die wollen mehr Komfort und die Einheimischen können sich die anderen Campingplätze nicht leisten.”
Statt Luxus bekommen die erholungssuchenden Städter naturbelassene Felsenbuchten geboten, wo sie abends bei Kerzenschein den Sonnenuntergang beobachten und tagsüber ungestört baden können. Hier reserviert niemand mit Handtüchern Sonnenliegen und keiner kassiert für Sonnenschirme stolze Preise. Schattige Plätze gibt es unter den Bäumen eh mehr als genug.
![Felsenstrand auf Fratarski Otok](http://www.kroatien-liebe.com/wp-content/uploads/2019/06/ufer-1024x683.jpg)
Deutsche Zeltlager auf Fratarski Otok?
Dass der Reiseunternehmer aus Deutschland bei uns ist, hat jedoch einen ganz bestimmten Grund: Er will für deutsche Jugendliche auf der Insel Veruda Zeltlager organisieren. Angeblich sollen sie lernen, im Einklang mit der Natur zu leben und weniger am Smartphone zu hängen. Ich frage mich: Ist es dafür wirklich notwendig, den einheimischen Campern Zeltplätze wegzunehmen? Kann man solche Jugendcamps nicht genauso gut in der brandenburgischen Provinz organisieren? Warum ausgerechnet Kroatien? Die Antworten haben sicher irgendwas mit Geld zu tun … (as)
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