Medvednica (zu Deutsch: Bärenberg) ist ein Gebirgszug nördlich von Zagreb, ein beliebtes Naherholungs- und Skigebiet mit dem 1.032 Meter hohen Gipfel Sljeme.
Gorana Bajcetić und Davor Čerin von Go Explore Croatia, die auf Aktivurlaub in Zagreb und Umgebung spezialisiert sind, laden mich am 24. Oktober 2016 ein zu einem gemeinsamen Ausflug nach Sljeme.
Mit dem Wetter haben wir Glück an diesem goldenen Oktobertag, der sich anfangs ein bisschen neblig zeigt. Nebel ist in der Region Zagreb wirklich nichts Ungewöhnliches!
Kaum haben wir das Zentrum der kroatischen Hauptstadt hinter uns gelassen, fahren wir durch ein den Hang sich hochziehendes Wohngebiet mit hübschen Ein- und Mehrfamilienhäusern.
Mit Bus und Straßenbahn käme ich ohne meine beiden Kooperationspartner bis an den Stadtrand. Früher habe man von dort eine Seilbahn bis Sljeme nehmen können, erzählt mir Gorana. Die alte sei aber außer Betrieb und an der neuen werde noch gearbeitet. Drei- bis viermal täglich gebe es auch einen öffentlichen Bus.
Ich bin froh, dass ich auf keinen dieser seltenen Busse nach Sljeme angewiesen bin. Verpasst man einen, sitzt man vielleicht länger auf dem Berg fest als einem lieb ist!

Naherholungsgebiet für die Zagreber Bevölkerung
Auf schmalen, kurvenreichen Straßen durchqueren wir den Mischwald von Medvednica. Von der Straße aus bemerke ich Wanderwege, die sich unterhalb der Laub- und Nadelbäume entlang schlängeln. Die Zagreber Bevölkerung suche hier an den Wochenenden und nach Feierabend Ruhe und Erholung, erwähnen meine beiden Gastgeber.
Auf diesem Berg in Kroatien erlebe ich den wohl bisher schönsten Indian Summer meines Lebens: Die Blätter leuchten gelb, rot, rostbraun und grün – viel intensiver als in Deutschland. Ja, in Kroatien wirken alle Farben ein paar Nuancen ausdrucksstärker, nicht nur die türkis schimmernden Plitvicer Seen oder die glasklare Adria.

Spaziergang durch das Skigebiet Sljeme

Davor parkt den Minibus neben einem rustikalen Wirtshaus, wo wir uns später noch stärken werden. Zuerst machen wir einen Waldspaziergang zum Gipfel Sljeme. Schon auf dem Weg dorthin kann ich mich an den herbstlichen Farben gar nicht satt sehen und schieße ein Foto nach dem anderen.
Es gibt vier Skipisten und drei Sessellifte. Aus dem Zentrum von Sljeme ragt ein Fernsehturm hervor – man sieht ihn von Zagreb und von der Bahnstrecke ins Zagorje, auf der ich drei Tage zuvor mit dem Zug gefahren bin.
Hier oben auf dem Berg wurden auch ein paar von außen recht gemütlich aussehende Hütten gebaut. Es hat sich ein Skiclub angesiedelt und zur Ski-Saison könne man sich auf dem Gipfel Glühwein und Essen kaufen, berichten Gorana und Davor.
Seit 2005 findet in Sljeme jedes Jahr im Januar das Ski-Slalomrennen Snow Queen Trophy (kroatisch: Snježna kraljica) statt, erklären sie mir. Wieder was gelernt. Von Ski-Meisterschaften habe ich nämlich nicht viel Ahnung!
Wäre es an diesem Herbsttag weniger neblig, hätten wir von Sljeme eine phänomenale Aussicht ins Zagorje, die Region hinter dem Gebirgszug Medvednica. Das Zagorje ist eine von Hügeln und Wäldern geprägte ländliche Gegend voller Dörfer und Schlösser.

Die Landschaft und die Häuser dort erinnern mich ein bisschen an Deutschland. Leider herrschte bei meinem Ausflug in die Region so schlimmes Mistwetter, dass ich vor lauter Regen gar nicht fotografieren konnte.
Traditionelle Speisen im Restoran Grofica
Nach der etwas vernebelten Aussicht von Sljeme ins Zagorje machen wir einen entspannenden Waldspaziergang und sind am Ende ziemlich hungrig. Da der Minibus neben dem Restoran Grofica steht, kehren wir dort ein.

Im Wirtshaus umgibt uns ein urgemütliches Skihütten-Flair: Es riecht nach Holz, Holzofen und guter Hausmannkost. Hier ist Selbstbedienung angesagt. An der Essensausgabe, wo wir unser verspätetes Mittagessen bestellen, kann man einen Blick in die Küche werfen, wo die Köchin die Speisen frisch zubereitet.
Ich esse als Vorspeise eine Pilz-Kartoffelsuppe, die mich stark an meine Zagorska Kisela Juha aus dem Blog erinnert, und als Hauptgericht die ebenso landestypischen Kuhani Štrukli. Die Teigtaschen mit Quarkfüllung und Semmelbrösel-Butter-Topping schmecken ähnlich wie im Restoran Nokturno in Zagreb. Ich liebe sie, auch wenn sie ziemlich stopfen und ich diesmal nicht alles schaffe!
Abstecher zur Burg Medvedgrad
Nach dem Essen machen wir einen Abstecher zur Burg Medvedgrad (auf Deutsch: Bärenstadt). Majestätisch thront sie auf einem Hügel oberhalb von Zagreb. Von Gorana und Davor erfahre ich, dass Medvedgrad im 13. Jahrhundert errichtet worden sei.

Wir halten dort spontan an und stehen vor verschlossener Tür – montags hat Medvedgrad wie die meisten Zagreber Museen geschlossen. So spazieren wir an den Befestigungsmauern entlang und begegnen einem frisch vermählten Hochzeitspaar, das sich vor der Burg mitten im farbenfrohen Indian Summer fotografieren lässt.
Ja, Heiraten in Kroatien – eine wirklich romantische Option, wenn man das Glück hat, den richtigen Partner zu haben, denke ich mir bei dem Anblick.

Fazit: Kroatien ist mehr als nur Sonne und Strand
Von Medvedgrad kehren wir nach Zagreb zurück. Ich fühle mich rundum zufrieden nach unserem Ausflug in die Wälder von Medvednica und Sljeme, zumal Gorana und Davor sehr angenehme Zeitgenossen sind.
Ihr offzielles Angebot beinhaltet unter anderem Rad- und Kanutouren, Ausflüge zu den Plitvicer Seen oder die Wanderreise durch kroatische Nationalparks, die Kroatien-Liebe mit Sicherheit auch 2017 wieder im Programm haben wird. Kroatien ist eben viel mehr als Sonne und Strand und zu jeder Jahreszeit eine Reise wert! (as)
Kommentare