Kreuzfahrt in Kroatien liegt im Trend, ist aber auch ein Grund für Overtourism. Als Vorreiter von Massentourismus durch Kreuzfahrt-Riesen an der kroatischen Adriaküste gilt Dubrovnik. Täglich quetschen sich Tausende von Urlaubern aus aller Welt durch die engen Gassen der Altstadt, die Erfolgsserie „Game of Thrones“ und diverse Hollywood-Produktionen haben ihren Teil dazu beigetragen.
2018 beschloss der Bürgermeister Mato Franković, in diesem Jahr die Zahl der Schiffe auf „nur“ zwei pro Tag zu begrenzen. Wie Jutarnji List im Frühling berichtete, soll ab 2021 jeder Kreuzfahrt-Passagier, der das UNESCO-Weltkulturerbe betreten möchte, einen Euro Eintritt zahlen. Geplant sei, diese zusätzlichen Einnahmen in öffentliche Verkehrsmittel und eine Verbesserung der Infrastruktur zu investieren.
Kreuzfahrt in Kroatien mit der Jadrolinija
Wer pro Person rund 1.500 Euro und mehr für eine einwöchige Mittelmeer-Kreuzfahrt mit einem nach einer Verdi-Oper benannten Schiff ausgibt, wird sicher noch den einen Euro verschmerzen können. Es existiert jedoch eine sehr viel preiswertere Form von Kreuzfahrt in Kroatien: Nutze die Fähren der Jadrolinija! So kannst Du ganze Tage für ein paar Euro auf dem Meer verbringen.
Ein konkretes Beispiel: Für 70 Kuna (etwa zehn Euro) schippere ich mit der Autofähre von Split nach Ubli auf Lastovo. Das dauert viereinhalb Stunden und hat den Vorteil, dass man auf den Außendecks Seeluft schnappen und sich am Anblick der grünen Inseln erfreuen kann. Der Katamaran für Fußgänger benötigt für die Strecke zwar nur drei Stunden, allerdings ist man während der gesamten Überfahrt im Innenraum gefangen.
Als ich für den gleichen Preis die Rückfahrt mit der Autofähre antrete, beschert mir meine individuelle Kreuzfahrt sogar noch mehr Zeit auf der Adria. Um 11:15 Uhr lichtet das Schiff in Ubli den Anker. Nachdem ich anderthalb Stunden auf dem Oberdeck in der Sonne entspannt und ausgiebig die Inselchen im Archipel von Lastovo fotografiert habe, gehe ich in Vela Luka auf Korčula an Land. In diesem Hafen werde ich über eine Stunde später auf eine andere Fähre umsteigen, habe also genug Zeit zum Mittagessen.
Landgang in Vela Luka mit Mittagessen
An der Promenade finde ich schnell eine Konoba, wo mein kroatisches Leibgericht serviert wird: hausgemachte Pljukanci s tartufima – eine spezielle Pasta-Sorte mit Trüffeln. Während ich das Essen genieße, läuft im Hintergrund ein Oliver-Song nach dem anderen. Sein Tod hatte Kroatien am 29. Juli 2018 in Staatstrauer versetzt, in Vela Luka wurde er begraben. Kein Wunder, dass die raue Stimme der Adria, die mich immer wieder verfolgt, in diesem Ort in Endlos-Schleife erklingt. Zumindest bis zum Ende des leckeren Mahls.
Was das leibliche Wohl angeht, bin ich für die kommenden drei Stunden gut gesättigt. So viel Zeit benötigt die nächste Fähre für den Weg nach Split. Wenn ich mir nicht gerade auf dem Außendeck den Wind um die Nase pusten lasse, schneide ich im Innenraum Videos. Bei einer echten Kreuzfahrt in Kroatien wäre ich wahrscheinlich kurz nach der Einkehr in die Konoba wieder mit Essen beschäftigt.
Kreuzfahrt als Fressorgie
Intensive Einblicke in Reisen mit dem Schiff mit A hat mir mein Bruder gewährt: In einem kreativ gemachten Video, das leider nur für den Privatgebrauch bestimmt ist, sieht man beispielsweise eine oberflächliche Stippvisite der Metropole London und massenkonforme Unterhaltungs-Shows am Abend. Mein Bruderherz und meine Schwägerin erscheinen auch immer wieder mit Futter im Bild. Am Ende der Tour hält der Kapitän eine Rede und erwähnt, dass jeder Passagier pro Tag durchschnittlich fünf Kilo Nahrung verschlungen habe. Zum Glück der Gäste gibt es ja nicht nur zig Buffets, sondern auch ein bordeigenes Fitness-Studio …
Überteuerte Landausflüge
Da schwinge ich mich lieber inmitten kroatischer Natur aufs Fahrrad oder gehe wandern – individuell, wie es mir gefällt. Landausflüge kann man selbstverständlich auch auf Kreuzfahrtschiffen buchen, allerdings solltest Du wissen, dass die Reedereien erstens saftige Aufpreise berechnen und sich zweitens nicht selten große Gruppen bilden. Gäste der Velebit Jeep-Safari, die bei Kroatien-Liebe gebucht hatten, haben mir in Bewertungen und per Mail die Preisunterschiede verdeutlicht. Mein Bruder erzählte mir sogar von Rundflügen für 600 Euro.
Massentourismus, Abzocke und Mangel an Individualität – schon wenn ich die schwimmenden, überdimensionierten Hotelbunker im Hafen sehe, steigt Abneigung in mir auf! Das ist aber meine persönliche Meinung. Wenn mein Bruder, seine Frau und unzählige andere eine Kreuzfahrt in Kroatien oder wo auch immer machen wollen, sollen sie es tun. Eine Einladung zu einer Blogger-Reise auf einem Kreuzfahrtschiff würde ich wahrscheinlich ablehnen. (as)
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