Seit Juli 2015 lerne ich Kroatisch – eine Leidenschaft, die damals durch kroatische Songs entfacht worden ist. Sprachkurse hielt ich nicht für nötig. Alles, was ich kann, habe ich mir selbst im stillen Kämmerlein und durch Plaudereien mit Muttersprachlern angeeignet. Als ich im August dieses Jahres auf der Website der Münchner Kroatisch-Schule Školica ein paar Grammatik-Übungen mache, wird mir klar, wo meine erste Adventswoche hingeht: auf eine Sprachreise nach Zagreb vom 2. bis 9. Dezember 2017.
Sofort bin ich Feuer und Flamme, schließlich weiß ich die Übungen und den Kroatien-Blog der Schule sehr zu schätzen. Es sind auch noch Plätze frei, so dass ich prompt die Reise buche, meine übliche Ferienwohnung bei meinem Freund Vladimir reserviere und einen unglaublich günstigen Flug für knapp unter 100 Euro ergattere.
Einstufungstest vor der Sprachreise nach Zagreb
Drei Wochen vor der Sprachreise nach Zagreb schickt mir Školica einen sprachlichen Einstufungstest mit Grammatik- und Verständnisübungen. Am Ende der Prozedur muss ich einen kurzen Aufsatz schreiben.
Nach einem herrlichen Ankunftstag, den ich ausgelassen dem Advent in Zagreb und der Pflege von netten Kontakten widme, erfahre ich am Morgen des 3. Dezembers in der Zagreber Sprachschule Čarobna Riječ (zu Deutsch: Zauberhaftes Wort), welcher Kurs mir zugeteilt worden ist.
Einer ist für Anfänger konzipiert, der zweite für Lernende mit mittlerem Kroatisch-Niveau, der dritte für Fortgeschrittene. Ich lande im Fortgeschrittenen-Kurs, meine Mitschüler sind ausschließlich Frauen, die meisten Ü50 und aus Österreich. Ihre Motivation, Kroatisch zu lernen, ist entweder ein kroatischer Ehemann, kroatische Wurzeln oder eine tiefe Liebe zu Kroatien.
Kennenlernen mit Stadtführung & Willkommens-Drinks
Am ersten Advent büffeln wir noch nicht zusammen. Nach einer Vorstellungsrunde auf Kroatisch geht es auf den Weihnachtsmarkt am Zrinjevac, wo wir gemeinsam Glühwein trinken. Den brauchen wir bei der Eiseskälte auch!
Um 11:30 Uhr steht eine englischsprachige Stadtführung durch Zagreb auf dem Programm. Als wir vor der Kathedrale ankommen, erlebe ich eine schöne Überraschung: Ich kenne Stadtführerin Iva Silla von Secret Zagreb bereits! Schon vor einem Jahr habe ich an ihrer Weihnachtstour teilgenommen, ihren lebendig erzählten Geschichten über Krampus und andere Adventsbräuche gelauscht und dann darüber im Blog berichtet. Auch sie erinnert sich an mich.
Rund anderthalb Stunden fühle ich mich, als wäre das alles erst gestern passiert. Wie damals spendiert Iva Milka-Schokolade und zum Abschied das typische Zagreber Herz Licita. Danach dürfen wir Kroatiens Hauptstadt in der 360-Grad-Bar des Hochhauses Zagreb Eye bei Willkommens-Drinks und kleinen Snacks von oben erleben. Die Bar ist weihnachtlich dekoriert – eine heimelige Atmosphäre, um die Lehrerinnen und Mitschülerinnen zu beschnuppern. Die volle Kanne Kroatisch tanke ich aber erst nach diesem Get-Together bei einem Treffen mit meiner Facebook-Freundin Mirela.
Kroatisch-Unterricht zwischen 9 und 13:15 Uhr
Als ich am Montagmorgen um 9 Uhr zum ersten Mal zum Unterricht erscheine, habe ich also schon eine Menge Kroatisch mit Einheimischen geübt. Das Unterrichtsmaterial, das wir die nächsten fünf Tage zwischen 9 und 13:15 Uhr mit unserer Lehrerin Iva Bezinović-Haydon bearbeiten, ist anspruchsvoll.
Es handelt sich um Auszüge aus Zeitungsartikeln zu Themen wie Aberglaube, Liebesbeziehungen, Stress und Neujahrsvorsätze. Zahlreiche Wörter kenne ich noch nicht, aber sie erschließen sich aus dem Kontext und bereichern mein bereits gesammeltes Vokabular.
Jeden Vormittag diskutieren wir zu neunt mit Iva über unsere Erlebnisse vom Vortag und über die Texte aus der von Školica zusammengestellten Lehrmappe. Als zusätzliches Schmankerl gibt Iva uns die Aufgabe, uns am Kiosk eine Zeitung oder Zeitschrift zu kaufen und über einen Artikel unserer Wahl ein Kurzreferat auf Kroatisch zu halten.
Wer mag, kann zwischen 16 und 17 Uhr zur Hausaufgabenbetreuung antanzen. Da ich selbstständiges Lernen von Kindesbeinen an gewohnt bin, lasse ich diese Option außen vor und gehe stattdessen im Ledeni Park Schlittschuh laufen oder fahre zum Weihnachtsmarkt nach Varaždin.
Führung & Bastelstunde im ethnographischen Museum
Am Nikolaustag besuchen wir nachmittags das ethnographischen Museum. Endlich mal findet die Führung durch die Ausstellung für Weihnachtsschmuck auf Kroatisch statt. Nur wenn Verständnislücken auftauchen, schaltet die Museumsmitarbeiterin um auf Englisch.
Nach Tannenbaum-Deko und Co. vermittelt sie uns einen Überblick über traditionelle kroatische Trachten und zum Abschluss ist Bastelstunde angesagt. Ja, richtig gelesen – wir kreieren in einem Dachgeschoss-Zimmer mit buntem Krepp-Papier, Schere und Draht Papierblumen für den Weihnachtsbaum. Soweit ich mich erinnere, habe ich seit der ersten Klasse nicht mehr gebastelt, heimse dann aber für meine Blümchen viele Komplimente ein.
Schon am nächsten Tag zelebrieren wir abends im Restaurant „Stari Fijaker“ ein Abschiedsessen, obwohl die Sprachreise nach Zagreb offiziell erst am späten Freitagnachmittag enden sollte. Dieser Termin in der 360-Grad-Bar fällt aber aus, weil die Plätze anderweitig reserviert sind … Ich habe deshalb spontan Zeit, den Weihnachtszug nach Salajland zu nehmen und bin mit meinem Freizeitprogramm am Ende rundum zufrieden.
Konstruktive Kritik an der Sprachreise nach Zagreb
Aber hat sich auch die Sprachreise nach Zagreb für mich gelohnt? Nun ja, ich habe unheimlich viele Vokabeln gelernt und Lehrerin Iva als sehr kompetent und engagiert empfunden. Es hat mir Spaß gemacht, im Unterricht ihrem Kroatisch zuzuhören.
Das sprachliche Niveau meiner Mitschülerinnen war jedoch sehr durchmischt. Die eine oder andere hätte dringend Nachhilfe in Aussprache und Grammatik benötigt. Außerdem hätten abwechslungsreichere Lehrmethoden meine ständigen Anfälle von Langeweile von Vornherein ausgemerzt. Sprachen lassen sich eben nicht nur durch Diskussionen, sondern auch durch Lieder, Filme oder Fernsehsendungen unterrichten.
Sobald ich mich langweile, werde ich frustriert und ungeduldig – und wenn ich in dieses Gefühl 349 Euro investiere, dann erst recht! Zu meinem Glück kann ich aber sagen, dass mich der Sprachkurs in meine Lieblingsstadt Zagreb geführt hat, ich den European Best Christmas Market 2016, ’17 und ’18 voll auskosten und gute Freunde wiedersehen konnte.
Meine konstruktiv gemeinte Kritik ist ja am Ende eh nur eine persönliche Meinung. Höchstwahrscheinlich haben meine ehemaligen Mitschülerinnen ganz andere Eindrücke auf ihrer winterlichen Kroatien-Reise gesammelt. (as)
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